Mohammed Mounir und die Schäl Sick Brass Band

Der ägyptische Musiker Mohammed Mounir gab mit der Kölner Schäl Sick Brass Band ein Konzert in Kairo. Frederick Richter berichtet über die Reaktionen der Zuschauer.

Von Frederik Richter

Während sich die westlichen Besucher des Konzerts in Kairo noch irritiert ansahen, als die Schäl Sick Brass Band mit deutscher Blasmusik begann, ließ sich das ägyptische Publikum rasch auf die musikalische Weltreise mitnehmen. Mit Sängerinnen aus dem Kosovo und dem Iran bot die etwa zehnköpfige Gruppe unter anderem Musik aus Nigeria, Ungarn und Serbien. Zuvor hatte die Band auf Einladung des Goethe-Instituts auf ihrer Nahost-Tour in Teheran, Beirut und Amman gespielt.

Zwei Tage zuvor waren sie bereits mit Mohammed Mounir in Alexandria aufgetreten. Stimmung kam im Publikum das erste Mal auf, als die Schäl Sick Brass Band in ihrem rheinischen Dialekt eine Liebesgeschichte aus einem Kölner Supermarkt über die Melodie des bekannten Stücks "Didi" des algerischen Rai legte.

Sprechchöre für Mounir

Trotzdem machten die ägyptischen Fans mit Mounir-Sprechchören schnell klar, wem die Sympathien des Abends gehören würden. Der ägyptische Sänger enttäuschte seine Fans nicht und sorgte eine Stunde lang für gelöste Stimmung. Die weiche und einfühlsame Stimme Mounirs, mit der er seine Stücke ohne musikalische Begleitung einleitete, reichte aus, um die meist jungen Leute vor der Bühne zum Tanzen zu bringen.

Seine intensive Körpersprache machte deutlich, wie sehr er seine Emotionen durch die Musik auslebt. So sprang der Funke schnell auf das Publikum über. Auch auf den Rängen erhoben sich Zuschauer und tanzten ausgelassen. Mohammed Mounirs Musik ist nicht so eingängig wie die Melodien seiner ägyptischen Pop-Kollegen. Dennoch zählt er seit den achtziger Jahren zu den beliebtesten Sängern des Landes. Die Tiefe seiner Texte, in denen er seinen Fans Mut macht, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, und seine Ausstrahlung auf der Bühne haben ihm eine große Fangemeinde geschaffen.

Lob für die deutsche Band

"Diese deutsch-ägyptische Woche ist eine schöne Sache", rief der Musiker während seines Auftritts. "Sie wissen, dass wir Freunde sind. Es ist eine tolle Gelegenheit, sich gegenseitig zu erfahren." Bereits im Jahr 2000 haben Mounir und die Schäl Sick Brass Band in Deutschland zusammen gespielt. Nach dem Auftritt Mounirs sorgten die zwanzig Musiker beider Gruppen für den Höhepunkt des Abends: sie spielten zum Abschluss einige arabische Stücke gemeinsam. "Es war wunderschön, sehr harmonisch", meinte Hayssam aus dem Publikum und lobte die deutsche Band vor allem für ihren Beitrag zum letzten Song des Abends, "Madad ya rasul Allah". Das auch in Europa bekannte Stück ist von der Spiritualität sufischer Musik inspiriert. "Es war das erste Mal, dass ich es nicht nur auf Kassette gehört habe – und dann gleich mit einer deutschen Band. Es war bestimmt schwer für sie, dieses Stück zu spielen, aber sie haben es wirklich geschafft."

Texte mit echter Botschaft

Der junge Ägypter Khaled erklärte den großen Zuspruch Mounirs mit seiner besondern Stellung in der ägyptischen Pop-Musik, wo sonst vor allem die ewige Liebe besungen wird. "Wir mögen Mounir, weil er eine echte Botschaft hat, eine friedliche Botschaft. Wir sind an seine Art Texte gar nicht gewöhnt. Und ich finde es toll, dass er mit solchen Konzerten dafür sorgt, dass sich die Kulturen mischen."

Frederik Richter

© Qantara.de 2004