Zwischen TV-Serien, Hitze, Krieg und Hunger - Muslime auf der ganzen Welt bereiten sich auf den Fastenmonat Ramadan vor

Die einen freuen sich auf üppige Festmahle nach Sonnenuntergang, die anderen leiden auch im muslimischen Fastenmonat Ramadan unter Krieg und Hunger. Die rund 1,5 Milliarden Muslime in der Welt erleben ihre religiöse Pflicht ganz unterschiedlich.

In der Woche vor Beginn des Fastenmonats Ramadan warnen Mediziner die Gläubigen: Nicht jeder sei fit genug, um täglich 14 bis 16 Stunden bei großer Hitze ohne Essen und Trinken durchzuhalten. In mehreren arabischen Medien ermahnen Ärzte deshalb vor allem Diabetiker und Muslime mit Bluthochdruck, sich untersuchen zu lassen, bevor sie mit dem Fasten beginnen. Denn im Extremfall drohten Thrombosen und Schwächeanfälle bis hin zum Koma. Und wer krank ist, muss auch nach den islamischen Regeln im Ramadan nicht auf Nahrung und Flüssigkeit verzichten.

Vermutlich am Samstag, 27. Mai, beginnt der für die weltweit rund 1,5 Milliarden Muslime wichtige Monat Ramadan, der sich in jedem Jahr um etwa elf Tage nach vorne verschiebt. Streng islamische Länder der arabischen Welt kündigen den Beginn der Fastenzeit erst an, wenn der Neumond tatsächlich gesichtet wird, der im islamischen Kalender den Beginn des Monats markiert.

Andere muslimische Organisationen wie der Rat für islamische Rechtsprechung für Nordamerika und der Koordinationsrat der Muslime in Deutschland haben auf Grundlage astronomischer Berechnungen schon jetzt festgelegt, dass das Fasten am 27. Mai beginnen soll.

Das Fasten gehört für gläubige Muslime zu den heiligsten Pflichten und dauert etwa 30 Tage jeweils von Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang. Während des Fastenmonats sind auch Alkohol, Rauchen und Sex nicht erlaubt.

Gute Taten, so der Glaube, werden den Muslimen in jener Zeit besonders hoch angerechnet. Islamischen Überlieferungen zufolge hat der Prophet Mohammed gesagt: «Wenn der Monat Ramadan beginnt, öffnen sich die Tore des Paradieses und schließen sich die Pforten der Hölle und werden die Teufel gefesselt.» Mit der Sichtung der nächsten Mondsichel endet das Fasten, und es beginnt das dreitägige Fest Eid al-Fitr, in einigen Regionen auch Zuckerfest genannt.

Überschattet wird die Fastenzeit auch in diesem Jahr von Kriegen und Konflikten. Im Jemen haben internationale Hilfsorganisationen eine rasante Ausbreitung der Cholera gemeldet. Millionen Menschen hungern in dem bitterarmen Land am Rande der arabischen Halbinsel und müssen verschmutztes Wasser trinken.

In Syrien und im Irak tobt weiter Krieg und die Region wird regelmäßig von Terroranschlägen erschüttert. Es gibt vier Monate im islamischen Kalender, in denen Krieg ausdrücklich verboten ist. Der Ramadan gehört nicht dazu, denn auch der Prophet Mohammed hat in dem Monat Schlachten geführt und sogar die heilige Stadt Mekka erobert.

In den friedlichen Ländern der islamischen Welt freuen sich die Gläubigen indes auf die nach Sonnenuntergang reich gedeckten Tafeln, an denen sie zum Fastenbrechen zusammenkommen. Der Ramadan ist auch die wichtigste Zeit im Jahr für das arabische Fernsehen. Dann werden zahlreiche neue Serien und Shows ausgestrahlt. Abu Dhabi TV hat «Orchidea» produziert, eine arabische Variante des US-Fantasy-Hits «Game of Thrones».

Aus Dubai, vom populären privaten arabischen Satellitenkanal Middle East Broadcasting Center (MBC1), kommt die Ramadan-Serie «Schwarze Krähen». Sie handelt vom Alltag der Frauen im «Kalifat» der Terrororganisation «Islamischer Staat». In arabischer Sprache mit englischen Untertiteln erzählt der 30-Teiler von jesidischen Sklavinnen, Selbstmordattentäterinnen, den Frauen dschihadistischer Kämpfer, von Vergewaltigungen und Hinrichtungen.

In einigen Ländern wie den Golfstaaten wird das Fasten selbst bei Nichtmuslimen streng überwacht. Wer in der Öffentlichkeit isst oder trinkt, verstößt in Abu Dhabi, Kuwait und auch in Pakistan gegen das Gesetz. In Pakistan ist jüngst sogar eine Verschärfung beschlossen worden, wonach Menschen, die tagsüber im Ramadan öffentlich essen oder rauchen, laut lokalen Medien eine dreimonatige Haftstrafe droht.

Kritiker befürchten, dass solche Maßnahmen vor allem Kranke treffen, die sich unter dem gesellschaftlichen Druck zum Fasten gezwungen sehen könnten. Die Hitze erschwert das Ganze noch: In Pakistan, Kuwait und Ägypten werden mehr als 40 Grad Celsius gemessen. (epd)