Zum Tode von Ex-Präsident Dschalal Talabani: Gerissener Anwalt seines kurdischen Volkes

Seine kurdischen Landsleute nannten ihn einfach «Onkel Dschalal». Außenstehende erkannten in ihm dagegen einen gerissenen Politiker, der es viele Jahre lang verstand, als konsensgetragener Präsident die Idee eines gemeinsamen Iraks zu verkörpern, das in Wirklichkeit von sektiererischer Gewalt zerrissen wird. Am Dienstag starb Dschalal Talabani (83) in einem Krankenhaus in Berlin nach langem Leiden an den Folgen eines Schlaganfalls.

1933 als Spross einer einflussreichen Familie in einem Dorf nördlich von Kirkuk geboren, schloss er sich bereits als 13-Jähriger dem kurdischen Unabhängigkeitskampf von Mustafa Barsani an. Er studierte zunächst in Bagdad Jura und machte seinen Weg in der kurdischen Bewegung. In West-Berlin gründete Talabani seine eigene Partei, die Patriotische Union Kurdistans (PUK).

Mit dieser nahm er den Kampf gegen die Zentralregierung unter dem später hingerichteten Ex-Präsidenten Saddam Hussein auf. Mit seinem langjährigen Rivalen und Mitstreiter für die kurdische Sache, dem amtierenden Kurden-Präsident Massud Barsani, raufte er sich schließlich zusammen. Sie legten die Grundlage für das heute existierende kurdische Autonomiegebiet im Nordirak.

Nach der US-Invasion 2003 verfolgte Talabani die Maxime, dass die Kurden nach Bagdad gehen müssen, anstatt sich abzuspalten. Der PUK-Führer wurde nach dem Wahlsieg eines losen schiitisch-kurdischen Bündnisses im Januar 2005 erster nicht-arabischer Präsident des Iraks. «Ich bin ein Kurde aus Irakisch-Kurdistan, aber jetzt bin ich für den Irak verantwortlich», sagte er und unterstrich, wie wichtig ihm der Konsens war.

Doch gesundheitliche Probleme setzten ihm auch schon während seiner Amtszeit immer wieder zu. 2008 musste er in den USA am Herzen operiert werden. Im Dezember 2012 erlitt er einen Schlaganfall, von dem er sich nie wieder erholte. Seitdem wurde er mehrmals in einem Berliner Krankenhaus behandelt, in dem er nun starb. (dpa)