Wieder Zusammenstöße an der Al-Aksa-Moschee in Jerusalem

An der berühmten Al-Aksa-Moschee in Jerusalem hat es am Montag erneut Zusammenstöße zwischen muslimischen Jugendlichen und israelischen Polizisten gegeben. Die Polizei sprach von neun Festnahmen. Palästinenser, die sich als Wächter der Al-Aksa-Moschee und damit der drittwichtigsten heiligen Stätte des Islam betrachten, befürchten, orthodoxe Juden könnten ihre Vorstellung vom Bau eines dritten Tempels auf dem Plateau in der Altstadt vorantreiben.

Die "maskierten Jugendlichen" warfen nach Polizeiangaben Steine in Richtung der Polizei. Die Jugendlichen hätten sich in die Al-Aksa-Moschee zurückgezogen. Der Polizeieinsatz sollte den Angaben zufolge sicherstellen, dass die Jugendlichen jüdische Besucher oder Touristen nicht belästigen. Die Spannungen standen im Zusammenhang mit dem jüdischen Neujahrsfest, das am Sonntagabend begann. Nach Polizeiangaben wurden am Sonntag 650, am Montag 500 weitere jüdische und touristische Besucher des Bereichs um die Al-Aksa-Moschee gezählt, wesentlich mehr als üblich.

Ein AFP-Reporter wurde Zeuge eines Handgemenges zwischen einem jüdischen Besucher des Tempelbergs und mehreren Muslimen. In den Gassen in der Nähe der Al-Aksa-Moschee trieben Polizisten Demonstranten auseinander. Sie schlugen mehrere Fotografen, darunter auch zwei der Nachrichtenagentur AFP. Von den neun Festnahmen erfolgten fünf auf dem Plateau der Moschee, vier in den Gassen der Altstadt.

Die Lage rund um die Al-Aksa-Moschee sei "leider" immer wieder "in den Schlagzeilen", sagte die Vizesprecherin des Auswärtigen Amts, Sawsan Chebli. Es solle alles unternommen werden, um eine Eskalation zu verhindern. Dies sei nach dem Eindruck im Berliner Außenministerium "allen Beteiligten bewusst".

Bereits am Sonntag hatte es auf dem Hochplateau vor der Al-Aksa-Moschee, das gläubige Juden als Tempelberg verehren, schwere Zusammenstöße gegeben. In der Nacht zum Sonntag hatten sich nach Angaben der israelischen Polizei maskierte Demonstranten mit Steinen und Feuerwerkskörpern in der Moschee verschanzt.

 Seit der militärischen Besetzung und international nicht anerkannten Annexion durch Israel im Jahr 1967 hat die israelische Polizei auf dem Plateau die Sicherheitshoheit, während die jordanische Stiftung Wakf dort für die Religionsausübung zuständig ist. Der israelische Verteidigungsminister Mosche Jaalon hatte am Mittwoch zwei als "Glaubenswächter" auf dem Plateau agierende muslimische Gruppen verboten. Diese schreiten auf dem Gelände gegen jüdische Besucher ein, wenn sie sich dort zum Gebet versammeln.

Nach der derzeit gültigen Regelung dürfen Juden und andere nicht-muslimische Besucher den Tempelberg zwar besuchen, nicht aber dort beten. Rechtsradikale Juden versuchen immer wieder, das Verbot zu durchbrechen. So besuchte am Sonntag auch Agrarminister Uri Ariel von der Siedlerpartei Jüdisches Heim demonstrativ den Tempelberg. Dieser müsse "für jeden Juden zu jeder Zeit zum Beten zugänglich sein", hatte er schon 2013 gesagt.

Der jordanische König Abdallah II. sagte vor Journalisten nach einer Begegnung mit dem britischen Premierminister David Cameron in Amman, "jede weitere Provokation" in Jerusalem werde die Beziehung zwischen Jordanien und Israel beeinträchtigen. Amman werde leider gezwungen sein, "Maßnahmen zu ergreifen".

Bereits am Sonntag hatte die jordanische Regierung kritisiert, dass Israel versuche, "den Status quo von 1967 zu ändern". Jordanien hat 1994 einen Friedensvertrag mit Israel geschlossen - als einziges arabisches Land außer Ägypten. (AFP)