Wie die erste deutsche Islambank die Finanzbranche aufmischen will

Im 16. Stock, in einem Hochhaus an der Messe in Frankfurt am Main, laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Die Mitarbeiter der KT Bank haben den Marktstart der ersten islamischen Bank in Deutschland fest im Blick. Ab dem 1. Juli können Privat- und Geschäftskunden ein Konto bei dem Geldinstitut eröffnen, das strikt nach islamischen Werten arbeitet. Nach mehrjähriger Anlaufzeit erhielt die KT Bank, eine hundertprozentige Tochterbank der türkischen Kuvyet Türk Bank, im März von der Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin die Banklizenz.

Ugurlu Soylu ist der Generalbevollmächtigte der KT Bank. Aus seinem Büro blickt er auf die Skyline der deutschen Finanzmetropole mit den Zwillingstürmen der Deutschen Bank und dem gelben Commerzbank-Tower. "Wir sehen uns als sinnvolle Ergänzung des deutschen Finanzmarktes", sagt Soylu. Nicht nur die rund vier Millionen Muslime in Deutschland seien die Zielgruppe seiner Bank, sondern auch Kunden, denen ein ethisch ausgerichtetes Bankgeschäft wichtig ist.

Islamischen Banken ist es verboten, Geschäfte zu finanzieren, die dem Wertekanon der Religion widersprechen. Investitionen in Rüstungsfirmen, in die Tabak-, Alkohol- Glücksspiel- und Pornoindustrie sind genauso untersagt wie hochriskante Spekulationen. Damit ist die KT Bank grundsätzlich auch für Kunden von Ethikbanken wie der Bochumer GLS Bank oder der niederländischen Triodos Bank attraktiv. "Hinter unseren Werten kann jeder stehen, unabhängig davon ob er Muslim, Christ oder Atheist ist", sagt Soylu.

Global gesehen ist Islamic Banking ein viel versprechendes Geschäftsfeld. In rund 70 Ländern bieten etwa fünfhundert islamische Institute ihre Dienste an. Das weltweite Handelsvolumen der Banken schätzt die KT Bank auf circa zwei Billionen Dollar - und das Geschäft wachse deutlich schneller als das der konventionellen Banken.

Das vielleicht bekannteste Merkmal von islamischen Banken ist das Verbot von klassischen Zinsen. Die Institute verlangen von ihren Kunden keinen Zins, wenn sie ihnen Geld leihen. Geld leihen ist dabei auch der falsche Ausdruck, denn die Bank "tritt als Händler auf", erklärt Soylu. Beispielsweise kauft die Bank für einen Kunden eine Immobilie und verkauft sie ihm wieder mit einem gewissen Aufpreis. Hinter jedem Kredit sei so ein reales Gut hinterlegt, erläutert der Generalbevollmächtigte. "Wir führen die volkswirtschaftlichen Ersparnisse immer in den Realsektor über", sagt er mit einem kleinen Seitenhieb auf die Hochhaustürme vor seinem Fenster.

Verbraucherschützer begrüßen das islamische Bankwesen: "Die Grundsätze des Islamic Finance sehen wir als Verbraucherschützer durchaus positiv", erklärt Volker Schmidtke von der Verbraucherzentrale Berlin. Es bleibe aber abzuwarten, inwieweit die konkreten Produkte diesen Maßstäben auch gerecht würden, erläutert er mit Blick auf die KT Bank.

Zunächst eröffnet die Bank in Deutschland drei Filialen - neben dem Hauptsitz in Frankfurt werden in Berlin und Mannheim weitere Niederlassungen aufgemacht. Langfristig sind weitere Standorte geplant.

Doch die Filialen sollen nur die Leuchttürme der Bank sein - viel präsenter wird das islamische Geldinstitut künftig durch sogenannte XTM-Terminals sein. In den Terminals können Kunden per Bildschirm Kontakt mit einem Bankmitarbeiter im Servicecenter aufnehmen und alle klassischen Bankprodukte abschließen. Die virtuellen Bankschalter werden künftig bundesweit zu finden sein, erklärt Soylu. Einige hundert davon soll es geben. Auch Dokumente können dort eingescannt, unterschrieben und eingereicht werden.

Von seinem Büro hat Soylu die Finanzwelt nicht nur fest im Blick. Er klingt auch sehr zuversichtlich, dass die KT Bank ihre Kunden in Deutschland finden wird. (AFP)

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