«Wichtiger Beitrag zum Dialog» - Friedenspreis für Carolin Emcke

Sie hat Kriegsgebiete bereist und darüber geschrieben. Carolin Emcke bekommt den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Ihre Arbeit sei Vorbild in einer Zeit voller Konflikte, begründet der Börsenverein des Buchhandels die Auszeichnung.

Für ihren Beitrag zum gesellschaftlichen Dialog und zum Frieden erhält die Journalistin und Publizistin Carolin Emcke (48) den diesjährigen Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Emcke setze sich schwierigen Lebensbedingungen aus und beschreibe auf sehr persönliche und ungeschützte Weise, wie Gewalt, Hass und Sprachlosigkeit Menschen verändern können, teilte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels am letzten Freitag auf seiner Hauptversammlung in Leipzig mit. Der mit 25.000 Euro dotierte Preis wird am 23. Oktober zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse in der Paulskirche in Frankfurt verliehen.

Emcke, die in Mülheim an der Ruhr geboren wurde und in Berlin lebt, hat unter anderem als Redakteurin beim Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» und als freie Autorin für die «Zeit» gearbeitet. Für die «Süddeutsche Zeitung» schreibt sie eine wöchentliche Kolumne.

In Artikeln und Essays berichtet sie aus Krisen- und Kriegsgebieten, etwa aus Afghanistan, Pakistan, Irak und dem Gaza-Streifen. Aus Briefen entstand 2004 ihr erstes Buch «Von den Kriegen - Briefe an meine Freunde». Für einen Essay über die Rote Armee Fraktion, der auch als Vorlage für ihr Buch «Stumme Gewalt. Nachdenken über die RAF» (2008) diente, erhielt sie den Theodor-Wolff-Preis. Viel Aufmerksamkeit erhielt ihr Essay «Wie wir begehren» (2012), in dem sie sich mit der Entdeckung ihrer eigenen Homosexualität befasste.

Mit analytischer Empathie appelliere Emcke an das Vermögen aller Beteiligten, zu Verständigung und Austausch zurückzufinden, teilte der Börsenverein mit. Ihr Werk werde somit Vorbild für gesellschaftliches Handeln in einer Zeit, in der politische, religiöse und kulturelle Konflikte den Dialog oft nicht mehr zulassen. «Sie beweist, dass er möglich ist, und ihr Werk mahnt, dass wir uns dieser Aufgabe stellen müssen», heißt es in der Würdigung.

Der Preis geht dem Statut zufolge an Persönlichkeiten, «die in hervorragendem Maße vornehmlich durch ihre Tätigkeit auf den Gebieten der Literatur, Wissenschaft und Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen» haben. Mit der Auszeichnung werden seit 1950 Schriftsteller, Philosophen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland geehrt. Im vergangenen Jahr hatte der deutsch-iranische Schriftsteller und Orientalist Navid Kermani den Preis erhalten. (dpa)