Vier Monate Haft für zwei Marokkaner nach Kuss in der Öffentlichkeit

Ein marokkanisches Gericht hat zwei Männer zu vier Jahren Haft verurteilt, die mit einem Kuss in der Öffentlichkeit gegen die Diskriminierung von Homosexuellen in ihrem Land demonstriert hatten. Die beiden 38 und 25 Jahre alten Angeklagten seien wegen "Erregung öffentlichen Ärgernisses" und "widernatürlicher gleichgeschlechtlicher Handlungen" schuldig gesprochen worden, berichteten Schwulen-Aktivisten. Sie mussten zudem eine Geldstrafe von umgerechnet je 45 Euro zahlen. In Marokko kann Homosexualität mit bis zu drei Jahren Haft bestraft werden.

Die beiden Männer hatten sich vor rund einem Jahr vor dem Hassan-Turm, dem Minarett einer historischen Moschee in der Hauptstadt Rabat, geküsst. An der beliebten Touristenattraktion hatten sich am Vortag bereits zwei französische Femen-Aktivistinnen geküsst, um gegen die Diskriminierung von Homosexuellen zu protestieren. Die beiden Frauen wurden wegen "obszönen Verhaltens" festgenommen und noch am selben Abend ausgewiesen.

Die Gesellschaft in dem nordafrikanischen Land ist gespalten zwischen dem Wunsch nach einem westlichen Lebensstil und dem Festhalten an den traditionellen Werten. So unterzeichneten inzwischen Tausende eine Internet-Petition für eine Freilassung der beiden verurteilten Männer. Gleichzeitig aber hatten nach der Femen-Aktion im vergangenen Jahr mehr als 1.500 Menschen vor der französischen Botschaft gegen die "Provokation" demonstriert. (AFP)