Vatikan kritisiert Titelblatt von "Charlie Hebdo"-Sonderausgabe

Die Vatikan-Zeitung hat die Titelseite der am Mittwoch erscheinenden Sonderausgabe des französischen Satireblatts "Charlie Hebdo" aus Anlass des tödlichen Anschlags auf die Redaktion kritisiert. Über das Cover rennt ein blutverschmierter, bärtiger Gott mit einer umgehängten Kalaschnikow, dazu der Text: "Ein Jahr danach: Der Mörder ist noch immer auf der Flucht." Dazu heißt es in einem Kommentar der Dienstagsausgabe des "Osservatore Romano", die Zeitung verletze die Gefühle der Gläubigen unabhängig von ihrer Religion.

Dieses Titelbild spiegele das "traurige Paradox" der heutigen Welt wider, so die päpstliche Zeitung. Diese reagiere einerseits immer empfindlicher darauf, wenn etwas lächerlich gemacht werde und fordere politische Korrektheit ein. Andererseits sei sie nicht bereit, den Glauben der Menschen - unabhängig welcher Religion - anzuerkennen und zu respektieren, so der namentlich nicht gekennzeichnete Artikel mit dem Titel "Der manipulierte Glaube".

Hinter der "trügerischen Fahne eines kompromisslosen Laizismus" vergesse "Charlie Hebdo" einmal mehr, dass religiöse Führer egal welchen Glaubens immer wieder dazu aufriefen, Gewalt im Namen der Religion zu verurteilen. "Gott zu nutzen, um Hass zu rechtfertigen, ist echte Gotteslästerung, wie Papst Franziskus mehrfach gesagt hat", heißt es weiter.

Schwerbewaffnete Islamisten hatten die Redaktion der für ihre Mohammed-Karikaturen bekannten Satirezeitung am 7. Januar 2015 gestürmt. Sie töteten bei dem Angriff zwölf Menschen, darunter die bekannten "Charlie Hebdo"-Zeichner Charb, Honoré, Cabu, Wolinski und Tignous.

Die 32-seitige Sonderausgabe der Zeitung erscheint in einer Auflage von einer Million Exemplaren. Davon  sollen 50.000 auch in Deutschland verkauft werden. Die übliche in Zeitungsläden verkaufte Auflage der wöchentlich erscheinenden Satirezeitung liegt derzeit bei etwa 100.000 Stück, davon werden etwa 10.000 ins Ausland geliefert. (KNA/AFP)

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