US-Muslime prangern Antisemitismus an - Kritik an Trump

Der Geschäftsführer des "Anne Frank Zentrums" in New York, Steven Goldstein, hat die Äußerungen von US-Präsident Donald Trump zu antisemitischen Vorfällen in den USA als zu spät kritisiert. "Das ist das Schlimmste, das wir je von einer Regierung gesehen haben", sagte Goldstein am Dienstag (Ortszeit) in New York. Führende Muslim-Vertreter des Landes stellten sich unterdessen demonstrativ hinter ihre jüdischen Mitbürger. Sie reagierten damit auf die in den vergangenen Tagen bekanntgewordenen Bombendrohungen gegen jüdische Einrichtungen in den USA.

"Es ist die Pflicht der amerikanischen Muslime, die jüdische Gemeinde gegen die jüngsten Hass-Attacken zu verteidigen", sagte Nihad Awad, Geschäftsführer des Rats für Amerikanisch-Islamische Beziehungen (CAIR) am Mittwoch laut US-Medienberichten. Der Rat setzte zudem eine Belohnung von 5.000 US-Dollar für die Identifizierung und Festnahme der Täter aus, die am vergangenen Wochenende einen jüdischen Friedhof bei St. Louis im Bundesstaat Missouri geschändet hatten. Mehr als 100 Grabsteine waren Ziel des Vandalismus.

Ein Spendenaufruf verschiedener Muslim-Organisationen unter dem Leitsatz "Muslims Unite" für die Wiederherstellung des geschändeten jüdischen Friedhofs erreichte binnen drei Stunden die Zielmarke von 20.000 US-Dollar. Mit 26 Tagen bis zum Abschluss der Kampagne auf der Online-Plattform "LaunchGood" zählt der Aufruf bereits 2.054 Spender, die 57.823 Dollar gegeben haben.

"Wir glauben, dass es unsere Verantwortung war, konkret tätig zu werden", begründete CAIR-Pressesprecher Ibrahim Hooper gegenüber der "Huffington Post" die Aktion des Rats. Die Organisation unterstützt regelmäßig diskriminierte Minderheiten. Nach dem Brandanschlag auf eine Moschee in Victoria (US-Bundesstaat Texas) hatten jüdische und christliche Gemeinden ihre Gotteshäuser für die muslimische Gemeinde geöffnet und Geld für den Wiederaufbau der Moschee gesammelt.  Steven Goldstein vom "Anne Frank Zentrum" reagierte auf Aussagen Trumps vom Dienstag (Ortszeit) anlässlich eines Besuches im afro-amerikanischen Museum für Geschichte und Kultur in Washington.

Trump hatte die wiederholten Bombendrohungen gegenüber jüdischen Einrichtungen in den USA der letzten Tage "schrecklich" genannt und versprach, diese zu stoppen. Für Goldstein kommt die Besorgnis des US-Präsidenten über einen neuen Antisemitismus in den USA reichlich spät. Viel zu lange habe Trump sich geweigert, Position zu beziehen. Seine Haltung sei erbärmlich und nach Wochen Dutzender Bombendrohungen gegenüber jüdischen Adressen geradezu herablassend. Trumps Regierung habe den Antisemitismus hoffähig gemacht, so Goldstein.

Das FBI und die Justizbehörden haben Ermittlungen wegen der Drohungen aufgenommen. Schon im Januar kam es zu Spannungen zwischen führenden jüdischen Vertretern in den USA und der Trump-Administration, als zum Holocaust-Gedenktag in einer Erklärung des Weißen Hauses der millionenfache Mord an den Juden im Zweiten Weltkrieg nicht explizit erwähnt worden war. (KNA)

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