UN-Programm braucht 650 Millionen Dollar für syrische Flüchtlinge - Geldmangel könnte Migration nach Europa zur Folge haben

Vor der in Brüssel beginnenden Syrien-Konferenz appelliert das Welternährungsprogramm (WFP) an die Staatengemeinschaft, ausreichend Geld bereitzustellen. Für die Versorgung der syrischen Flüchtlinge in Syrien und seinen Nachbarländern würden bis Jahresende 650 Millionen Dollar benötigt, sagte der Leiter des WFP-Regionalbüros in Jordanien, Ralf Südhoff, am Montag in Berlin. «Dabei geht es nur um eine Basisversorgung», betonte Südhoff. Pro Kopf erhielten die Flüchtlinge vom WFP monatlich zwischen 25 Euro in Jordanien und etwa 22 Euro im Libanon zum Überleben.

Insgesamt gibt es in der Region nach UN-Angaben derzeit elf Millionen syrische Flüchtlinge. Sechs Millionen Menschen sind innerhalb von Syrien auf der Flucht, etwa fünf Millionen Syrier leben in den Nachbarländern. Im Libanon kommen demnach auf vier Millionen Einwohner eine Million syrische Flüchtlinge, in Jordanien 660.000 Geflohene auf neun Millionen Einwohner.

Südhoff warnte davor, dass die Geduld der aufnehmenden Nachbarstaaten begrenzt sei und eine vergleichbare Situation wie 2014/2015 entstehen könnte, sollte die internationale Gemeinschaft nicht ausreichend Geld zur Verfügung stellen. Damals lösten die rückgängigen Hilfsgelder eine Fluchtbewegung nach Europa aus. Das WFP für die Region bewege sich immer am Rande der Pleite, das aktuelle Programm sei noch bis Ende Mai finanziert. «Die Nothilfe muss in dem Umfang weitergehen, damit die Region stabilisiert wird», sagte Südhoff. Zu den zuverlässigen Geldgebern zählten Deutschland und die USA, andere Länder kämen dagegen ihren Verpflichtungen nicht nach.

Ähnlich äußerte sich der WFP-Landesdirektor im Libanon, Dominik Heinrich. «Die Unterstützung der Weltgemeinschaft für Syrer und bedürftige Libanesen hält das Land stabil und mit ihm die ganze Region», sagte er. Der Druck im Libanon, der halb so groß ist wie Hessen ist, sei «enorm», warnte Heinrich. Das WFP gebe im Libanon mittlerweile Geldkarten an die Flüchtlinge aus. «Mit diesen Karten kaufen die Flüchtlinge in einem von 500 libanesischen Läden ein, so profitiert die lokale Wirtschaft mit», erläuterte Heinrich. Das erstmals getestete System könne auch ein Vorbild für andere Länder sein.

In Syrien selbst versorgt das Welternährungsprogramm nach Angaben von WFP-Landesdirektor Jakob Kern derzeit drei Millionen der sechs Millionen Flüchtlinge. Benötigt würden dafür 900 Millionen US-Dollar jährlich. Tatsächlich erhalte das WFP aber nur etwa 500 Millionen US-Dollar, sagte Kern. Etwa die Hälfte der Summe stelle allein Deutschland zur Verfügung. In den ersten vier Monaten dieses Jahres seien durch die wieder aufgeflammten Kampfhandlungen zudem 500.000 Vertriebene dazu gekommen.

In Syrien herrscht seit 2011 Krieg, in dem sich das Regime von Präsident Baschar al-Assad, Rebellengruppen und islamistische Terrormilizen bekämpfen. Russland und der Iran unterstützen Assad. Hunderttausende Menschen sind seitdem getötet worden. (epd)