Umstrittener Lyriker Adonis bekommt Remarque-Friedenspreis am 19. Februar

Der syrisch-libanesische Lyriker Adonis (Ali Ahmad Said Esber) wird am 19. Februar in Osnabrück den mit 25.000 Euro dotierten Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis entgegennehmen. Die Auszeichnung wird im historischen Friedenssaal des Rathauses überreicht, wie die Stadt am Donnerstag mitteilte. Sie hatte die ursprünglich für November 2015 vorgesehene Vergabe nach vielfacher Kritik an dem Preisträger aus organisatorischen Gründen verschoben.

Syrische Oppositionelle, Menschenrechtler und auch der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, hatten dem Dichter eine undistanzierte Haltung zum Regime des Machthabers Baschar al-Assad vorgeworfen. Er habe Gewalt und Massenmorde der syrischen Regierung nie ausdrücklich verurteilt. Die Jury hatte betont, sie wolle mit dem Preis Adonis' Eintreten für eine Trennung von Religion und Staat sowie die Gleichberechtigung der Frauen in der arabischen Welt würdigen.

Die Bürgermeisterin von Lampedusa, Giuseppina Maria Nicolini, wolle aufgrund der Vorwürfe gegen Adonis den ihr zugedachten Sonderpreis nicht annehmen, hieß es. Oberbürgermeister Wolfgang Griesert und der Vorsitzende der Jury, Universitätspräsident Wolfgang Lücke, bedauerten diese Entscheidung.

Die Jury habe sich intensiv mit Adonis, seinem Werk und seinen Positionen auseinandergesetzt, betonten beide: «Die nach der Ankündigung der Preisvergabe in den internationalen Medien erhobenen Vorwürfe gegen Preisträger und Jury haben wir sorgfältig geprüft. Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass es keinen Grund gibt, die Entscheidung der Jury zu revidieren.» (epd)

Zur Kritik an der Preisvergabe lesen Sie ein Essay von Sadiq al-Azm