Türkische Justiz holt zum Schlag gegen Erdogan-Rivalen Gülen aus

Türkische Staatsanwälte haben zum Schlag gegen den Erzrivalen von Präsident Recep Tayyip Erdogan, den islamischen Prediger Fethullah Gülen, ausgeholt. Laut Medienberichten vom Sonntag fordern sie für Gülen 19 und 34 Jahre Haft. Die Anklage laute auf "Bildung und Betreiben einer terroristischen Organisation" sowie "Fälschung offizieller Dokumente" und "Verleumdung", meldete die halbamtliche Nachrichtenagentur Anadolu am Donnerstag.

Die Antiterrostaatsanwaltschaft in Istanbul erließ außerdem einen neuen Haftbefehl gegen den in den USA lebenden Gülen. Dass die USA Erdogans Erzfeind an die Türkei ausliefern, erscheint derzeit indes als wenig wahrscheinlich.

Außer Gülen wurden 32 weitere Verdächtige angeklagt, denen bis zu 26 Jahre Gefängnis drohen. Unter ihnen sind fünf ranghohe ehemalige Polizisten und der Chefredakteur des Gülen-freundlichen Fernsehsenders Samanyolu, Hidayet Karaca. Dieser steht seit seiner Verhaftung im vergangenen Dezember unter Hausarrest. Die Verdächtigen werden beschuldigt, als Teil der Gülen-Bewegung einen Komplott zum Sturz der Regierung geschmiedet zu haben.

Gülen und seine Anhänger in der Türkei zählten lange zu den Unterstützern Erdogans und dessen islamisch-konservativer Regierungspartei AKP. Nach einem Zerwürfnis im Jahr 2013 ließ Erdogan mit Massenversetzungen und Entlassungen im Justiz- und Polizeiapparat tausende Gülen-Anhänger aus staatlichen Institutionen entfernen.

Der im vergangenen Jahr zum Präsidenten gewählte Erdogan sieht im Kampf gegen die angeblichen parallelen staatlichen Strukturen der Gülen-Bewegung eine seiner Hauptaufgaben. Gülen wies die jüngsten Beschuldigungen gegen ihn erneut zurück. (AFP)

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