Träger des Dialogpreises: Gegen Terror nur zusammen mit Muslimen

Angesichts des islamistischen Terrors ist das Miteinander von Muslimen und Christen nach Ansicht des Islamexperten Thomas Lemmen «nötiger denn je». Viele Muslime seien von den jüngsten Attentaten «genauso erschüttert wie wir», sagte der Geschäftsführer der Christlich-Islamischen Gesellschaft im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Mittwoch in Köln. Nach den Anschlägen von Kopenhagen und Paris sei die Zusammenarbeit jedoch «nicht einfacher geworden», räumte Lemmen ein, der Ende 2014 den Deutschen Dialogpreis erhielt.

Der katholische Theologe rief dazu auf, jungen Muslimen schon früh deutlich zu machen, dass ihre Religion hierzulande geschätzt werde: «Wir sollten es gar nicht so weit kommen lassen, dass sich muslimische Jugendliche als ausgegrenzt erleben.» Viele perspektivlose Jugendliche im sozialen Abseits seien anfällig für die Botschaft von Salafisten, einer äußerst konservativen Islam-Strömung.

Der Theologe würdigte Initiativen, die auf der Straße Kontakt zu Jugendlichen aufnähmen und ihnen bei Problemen zur Seite stünden: «Sie arbeiten ähnlich wie die Salafisten, nur mit einem anderen Ziel.»

Lemmen, der im Dialogreferat des Erzbistums Köln beschäftigt ist, berichtete von einem neu belebten christlich-muslimischen Arbeitskreis zu sozialethischen Themen. Dabei gehe es auch darum, gemeinsamen Positionen etwa in der Medizin- und Bioethik öffentlich Gehör zu verschaffen. Auch in der Notfallseelsorge und der Hospizarbeit würden mehr und mehr Projekte zusammen auf den Weg gebracht. Viele Muslime seien bereit, einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. (KNA)