Timbuktu bekommt Entschädigung für Zerstörung von Kulturerbe

Die Einwohner der malischen Stadt Timbuktu bekommen eine Entschädigung für die Zerstörung von Weltkulturerbe-Stätten.

Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag entschied am Donnerstag (17.8.2017), Einzelpersonen individuell zu entschädigen und symbolische Maßnahmen zu treffen, um den Schaden wieder gutzumachen.

Islamistische Milizen hatten im Sommer 2012 die Kontrolle über Teile Malis übernommen und viele historische Gebäude in der Stadt verwüstet. Im vergangenen Jahr hatte der Strafgerichtshof den Islamisten Ahmad al-Faqi al-Mahdi deshalb zu neun Jahren Haft verurteilt.

Nun entschieden die Richter in Den Haag, dass Al-Mahdi für einen Schaden in Höhe von 2,7 Millionen Euro verantwortlich ist. Seine Taten hätten den Einwohnern von Timbuktu, den Bürgern von Mali und der internationalen Gemeinschaft Leid zugefügt, sagte der Vorsitzende Richter Raul Cano Pangalangan. Deshalb seien Entschädigungen gerechtfertigt, darunter Zahlungen an Einzelpersonen, Mikrokredit-Programme für die Gemeinschaft und symbolische Wiedergutmachungen. So erhalten der malische Staat und die UN-Kulturorganisation Unesco im Namen der internationalen Gemeinschaft jeweils einen Euro.

Al-Mahdi war Mitglied der islamistischen Gruppe Ansar Dine, die im Sommer 2012 Teile Malis kontrollierte. In Timbuktu organisierte er die Zerstörung von neun Mausoleen und einer Moschee. Neun der heiligen Stätten waren Teil des Weltkulturerbes der Unesco. Die Karawanen-Stadt Timbuktu am südlichen Rand der Sahara hatte im 15. und 16. Jahrhundert eine kulturelle Blüte erlebt. Sie war ein Zentrum des Islam und der Gelehrsamkeit mit großer Ausstrahlung.

Die Verwüstung von Kulturgut ist ein Kriegsverbrechen. Die Richter urteilten im vergangenen Jahr, die Gebäude seien nicht nur von religiöser Bedeutung gewesen, sondern hätten für die Einwohner von Timbuktu auch symbolischen und emotionalen Wert. Al-Mahdi hatte sich schuldig bekannt und entschuldigt. Weil er als mittellos gilt, wird der Opfer-Fonds des Strafgerichtshofs die Zahlungen übernehmen, der hauptsächlich durch Beiträge von Mitgliedsstaaten finanziert wird. Geklagt hatten 137 Einzelpersonen sowie der Staat Mali und die Unesco.

Das Weltstrafgericht in Den Haag wurde 2002 eröffnet und verfolgt Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen. Der Fall Al-Mahdi war sein erstes Urteil wegen der Verwüstung von Kulturgütern. (epd)