Streit um Jerusalemer Tempelberg: Israel stoppt aus Protest gegen Unesco-Beschluss Kooperation

Israel hat aus Protest gegen eine Entscheidung der Unesco zum Thema Jerusalem teilweise die Zusammenarbeit mit der UN-Kulturorganisation gestoppt. Die Kooperation mit der Unesco in den Bereichen Bildung und Forschung werde eingestellt, sagte ein Sprecher des israelischen Bildungsministeriums am Freitag. «Das Außenministerium wird seine diplomatische Arbeit fortsetzen.» Die Unesco betonte nach dem Beschluss die Bedeutung Jerusalems für alle drei monotheistischen Weltreligionen.

Die Programm-Kommission des Unesco-Exekutivrats hatte am Donnerstag eine von mehreren arabischen Ländern vorgelegte Resolution zu den israelisch besetzten Palästinensergebieten angenommen. Ein auf Mittwoch datierter Textentwurf verwendete für den sowohl für das Judentum als auch für den Islam wichtigen Jerusalemer Tempelberg nur den arabischen Namen. Israel sieht darin eine Verneinung der jüdischen Wurzeln in Jerusalem.

Bildungsminister Naftali Bennett schrieb in einem Brief an die Unesco: «Die Entscheidung von Donnerstag bietet direkte Unterstützung für islamistischen Terror.» Sein Sprecher erklärte, die langfristigen Auswirkungen der Entscheidung sollten in den kommenden Wochen diskutiert werden.

Unesco-Chefin Irina Bokowa sagte am Freitag in Paris: «Das Erbe Jerusalems ist unteilbar und jede seiner Gemeinschaften hat ein Recht auf die klare Anerkennung seiner Geschichte und Beziehung mit der Stadt.» Dies gelte für das Judentum, das Christentum und den Islam.

Bokowa betonte, dass gerade in Jerusalem verschiedene Menschen verschiedene Orte unter unterschiedlichen Namen verehrten. «Die Anerkennung, die Verwendung und die Achtung dieser Namen ist vorrangig.»

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte den Beschluss am Donnerstag verurteilt: «Zu sagen, dass Israel keine Verbindung zum Tempelberg und der Klagemauer hat, ist wie zu sagen, dass China keine Verbindung zur Chinesischen Mauer hat und Ägypten keine Verbindung zu den Pyramiden.»

Die Unesco-Abstimmung fand zudem nur einen Tag statt bevor sich in New York der UN-Sicherheitsrat in einer informellen Sitzung mit dem umstrittenen Siedlungsbau der Israelis im Westjordanland beschäftigen wollte. Die Palästinenser hatten auf das Treffen gedrängt. Ratsmitglied Ägypten hatte gemeinsam mit anderen Ländern einen entsprechenden Antrag gestellt.

Bereits im April hatte eine ähnliche Abstimmung zu massiven diplomatischen Verstimmungen zwischen Israel und Frankreich geführt. Über den Text der aktuellen Resolution soll nach Angaben aus Unesco-Kreisen in Paris kommende Woche noch in der Plenarsitzung des Exekutivrats beraten werden. (dpa)