Schwester von saudischem Blogger Badawi wieder frei

Einen Tag nach ihrer Festnahme ist die Schwester des inhaftierten saudischen Bloggers Raif Badawi nach Angaben von Aktivisten wieder auf freiem Fuß. Das berichteten die Organisation Zentrum für Menschenrechte und der Twitter-Account des Ex-Mannes von Samar Badawi am Mittwoch. Das Konto des inhaftierten Menschenrechtlers Walid Abu al-Chair wird von Vertrauten des Aktivisten geführt.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International in Saudi-Arabien hatte am Dienstag unter Berufung auf saudische Aktivisten mitgeteilt, die Menschenrechtlerin sei in Dschidda zunächst in Polizeigewahrsam genommen und später in ein Gefängnis gebracht worden. Sie sollte demnach am Mittwoch vor dem Staatsanwalt erscheinen. Bei ihrer Festnahme sei ihre zwei Jahre alte Tochter bei ihr gewesen.

Die saudische Botschaft in Deutschland bestritt eine Festnahme Samar Badawis. Sie habe «einen Termin bei der Staatsanwaltschaft zu einem Informationsgespräch wahrgenommen und unmittelbar nach dem Gespräch die Staatsanwaltschaft wieder verlassen», teilte die Vertretung des Landes in Berlin mit. Nähere Angaben machte die Botschaft nicht. In der Amnesty-Mitteilung hieß es, es werde vermutet, dass Badawis Festnahme auch wegen ihres Einsatzes für ihren Ex-Mann erfolgt sei. Walid Abu al-Chair war im Sommer 2014 zu 15 Jahren Haft verurteilt worden.

Der im Dezember mit dem Sacharow-Preis des Europaparlaments ausgezeichnete Blogger und Menschenrechtsaktivist Raif Badawi wurde 2014 zu zehn Jahren Haft und 1000 Stockhieben verurteilt. Er soll angeblich den Islam beleidigt haben. Die ersten 50 Stockhiebe hat er bereits erhalten, die weiteren Hiebe wurden vorläufig ausgesetzt, offiziell aus Gesundheitsgründen.

Anfang Januar hatte das sunnitisch geprägte Saudi-Arabien internationale Kritik auf sich gezogen, als es in einer Massenhinrichtung 47 Menschen an einem Tag hinrichtete – darunter auch den schiitischen Geistlichen Nimr al-Nimr. Der Tod des Regime-Kritikers hatte erneut schwere Spannungen zwischen dem sunnitischen Königshaus in Saudi-Arabien und dem schiitischen Iran ausgelöst. (dpa)

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