Saudischer Botschafter begründet Schließung eigener Schulen

Der Botschafter Saudi-Arabiens in Berlin, Awwad Alawwad, hält es für überflüssig, dass sein Land weiterhin eigene Bildungseinrichtungen in Deutschland finanziert.

Im Rahmen seines großen Reformprojekts "Vision 2030" habe Saudi-Arabien auch damit begonnen, sein Bildungssystem zu modernisieren, sagte Alawwad der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Dienstag): "Da macht es keinen Sinn, in einem Land wie Deutschland mit einem der besten Bildungssysteme eine eigene Schule zu unterhalten."

Zu der am Wochenende bekanntgewordenen Schließung der König-Fahd-Akademie in Bonn erklärte der Botschafter weiter, die Entscheidung sei getroffen worden, weil "wir unseren Schülern in Deutschland die Chance geben wollen, hier die besten Schulen zu besuchen".

Wer drei bis vier Jahre in Deutschland lebe, sollte die Landessprache sprechen. "Das sind unschätzbare Vorzüge, und wir sollten uns solche Chancen nicht entgehen lassen." Kinder arabischer Diplomaten sollen auf bestehende Schulen gehen. Auch der Bau einer Außenstelle der Akademie in Berlin werde deshalb gestoppt.

Die Schließung der König-Fahd-Akademie sei ein Signal für das Reformprogramm, betonte Alawwad, "dass wir über Reformen und Modernisierung sprechen, über eine Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und die Ermächtigung der Frauen".

Die Bad Godesberger Bezirksbürgermeisterin Simone Stein-Lücke (CDU) sagte der Zeitung, sie sei überrascht, dass die Akademie über die neuesten Entwicklungen "mit uns nicht gesprochen hat, obwohl wir seit mehreren Jahren einen konstruktiven Dialog aufgebaut haben". Sie bedaure die Schließung, denn die Akademie bereichere die Schullandschaft.

Auch der Bonner Oberbürgermeister Ashok Sridharan (CDU) sprach von einer Öffnung in den vergangenen Jahren. Trotzdem sei er anders als seine Parteifreundin Stein-Lücke erleichtert über die Nachrichten aus der saudi-arabischen Botschaft. Sridharan begrüßte "den Hinweis Saudi-Arabiens auf die Qualität des deutschen Bildungssystems, mit dem die Schließung begründet wird".

Am Montag war durch einen Bericht des "Tagesspiegel" bekanntgeworden, dass Saudi-Arabien die Akademie schließen möchte. Der Unterrichtsbetrieb soll aber bis Ende des Schuljahres 2016/2017 aufrechterhalten werden, sagte ein Sprecher der Akademie der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Ob und wie es danach weitergehe, bleibe einstweilen offen und sei "wahrscheinlich eine Angelegenheit der Botschaft".

An der Bonner König-Fahd-Akademie sind derzeit rund 140 Schüler angemeldet; etwa 30 Lehrer arbeiten in der Einrichtung. In der Vergangenheit war es zwischen deutschen und saudischen Behörden zu Konflikten gekommen.

So hatte das Kölner Regierungspräsidium der Bildungseinrichtung im Jahr 2003 "fundamentalistischen Islamismus an und in der Schule" vorgeworfen und mit dem Entzug der Genehmigung gedroht. Zuletzt hatte sich Schuldirektor Ibrahim Al-Megren etwa mit Tagen der offenen Tür um mehr Transparenz bemüht. (KNA)