Saudi-Arabien weist Kritik des Iran wegen Hadsch-Unglücks zurück

Saudi-Arabien hat Vorwürfe des Iran wegen der tödlichen Massenpanik während des Hadsch zurückgewiesen. "Ich denke, dass die Iraner Besseres tun sollten als eine Tragödie, die Menschen bei der Ausübung ihrer heiligsten religiösen Pflicht traf, politisch auszuschlachten", sagte Außenminister Adel al-Dschubeir am Samstag in New York. Zuvor hatte der iranische Präsident Hassan Rohani eine schnelle Untersuchung des Unglücks gefordert, bei dem nach neuen Angaben 769 Menschen starben.

Der iranische Präsident sprach bei der UNO in New York von einem "herzzerreißenden" Unglück. Den Verletzten müsse nun schnell geholfen und die Ursachen des Unglücks aufgeklärt werden. Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif warf seinerseits den saudischen Behörden in einem Fernsehinterview mangelnde Kooperation nach dem Unglück vor. Der iranische Generalstaatsanwalt Ebrahim Raeisi sagte, der Vorfall sei "nicht nur Inkompetenz, sondern ein Verbrechen".

Al-Dschubeir, der sich anlässlich der Generaldebatte der UN-Vollversammlung ebenfalls in New York aufhielt, wies bei einem Treffen mit seinem US-Kollegen John Kerry die Kritik Teherans zurück. Saudi-Arabien habe die Lage im Griff, sagte der Außenminister. Riad informiere über die Fakten, wenn sie bekannt seien.

"Wir werden nichts zurückhalten. Wenn Fehler gemacht wurden, werden die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen", sagte al-Dschubeir. Saudi-Arabien habe viel Erfahrung mit der Organisation des Hadsch. Sein Land werde aus der Tragödie lernen und sicherstellen, dass so etwas nicht wieder geschehe. "Ich möchte wiederholen, das ist keine Situation, mit der Politik gemacht werden sollte", sagte al-Dschubeir. Er hoffe, dass die iranischen Verantwortlichen mit Blick auf die Opfer "sensibler und rücksichtsvoller" seien und das Ergebnis der Ermittlungen abwarteten.

Bei der Massenpanik in Mina nahe Mekka waren am Donnerstag nach neuesten Angaben mindestens 769 Menschen ums Leben gekommen - zuvor hatte die offizielle Zahl bei 717 gelegen. Die Zahl der Verletzten stieg nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Riad auf 934. Unter den Todesopfern sind mindestens 136 Iraner. Nach iranischen Angaben werden zudem noch 344 iranische Pilger vermisst.

Der Iran wirft Saudi-Arabien zu lasche Sicherheitsvorkehrungen am Rande des Hadsch vor. Zwischen den rivalisierenden Nachbarländern herrschen bereits wegen des Konflikts im Jemen Spannungen. Riad wirft Teheran die Unterstützung der schiitischen Huthi-Rebellen vor, gegen die eine Militärkoalition unter saudischer Führung Luftangriffe fliegt.

Das Massengedränge hatte sich während der symbolischen Teufelssteinigung in Mina ereignet, bei der Pilger Kieselsteine auf drei Säulen werfen, die den Teufel symbolisieren. Am Samstag, dem letzten Tag des Hadsch, war eine erhöhte Zahl an Sicherheitskräften in Mina und Mekka im Einsatz, um die Pilger bei ihren letzten Ritualen zu schützen. Der Hadsch ist das weltweit größte muslimische Pilgerereignis. Gemäß dem Koran muss jeder Muslim, der gesund ist und es sich leisten kann, einmal im Leben zur heiligsten Stätte des Islam in Mekka pilgern. (AFP)

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