Saudi-Arabien blockiert Geschäfte deutscher Firmen wegen Spannungen

Seit einem halben Jahr ist das Verhältnis zwischen Deutschland und Saudi-Arabien getrübt. Das spüren auch deutsche Firmen. Von Benno Schwinghammer

In der andauernden diplomatischen Krise zwischen Deutschland und Saudi-Arabien werden deutsche Unternehmen immer öfter bei ihren Geschäften im Königreich blockiert. Die Firmen seien deswegen «zunehmend beunruhigt», sagte der Chef der Außenhandelskammer in Riad, Oliver Oehms.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur geht Berlin davon aus, dass deutsche Firmen momentan bei Ausschreibungen im Königreich nicht einmal berücksichtigt werden. Deutschland exportierte 2017 Güter im Wert von mehr als 6,5 Milliarden Euro nach Saudi-Arabien.

Die ölreiche Wüstenmonarchie ist ein wichtiger Handelspartner. Die politischen Spannungen eskalierten vor einem halben Jahr, nachdem der damalige deutsche Außenminister Sigmar Gabriel Saudi-Arabien mit deutlichen Worten kritisiert hatte. Angesichts von Berichten, der libanesische Ministerpräsident Saad Hariri werde in Riad gegen seinen Willen festgehalten, sprach Gabriel unter anderem von außenpolitischem «Abenteurertum». Die Saudis riefen daraufhin aus Protest ihren Botschafter aus Berlin nach Riad zurück. Bislang wurde der Botschafter Prinz Chalid bin Bandar bin Sultan bin Abdulasis Al Saud nicht in die deutsche Hauptstadt zurückgeschickt.

Beschwichtigungsversuche der deutschen Seite - darunter ein Interview Gabriels vor seiner Ablösung durch Heiko Maas (SPD), bei dem Gabriel seinen Ton deutlich abschwächte - blieben anscheinend wirkungslos. Die Verstimmung der Saudis scheint dabei tiefer zu gehen. «Unsere saudischen Partner haben den Eindruck, dass Deutschland ihnen die Anerkennung für ihre historischen Reformen verweigert», sagte AHK-Chef Oehms. Die sunnitische absolute Erbmonarchie, in der es keine Parteien gibt, befindet sich in einer für das Land beispiellosen Phase der Öffnung und hat Reformen im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereich angestrengt.

«Im Interesse der deutschen Außenpolitik muss es Außenminister Maas gelingen, das deutlich angeschlagene Verhältnis zu normalisieren», teilte der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Johann David Wadephul, am Donnerstag mit. In Zeiten der Veränderung sei es wichtig, Saudi-Arabien differenziert wahrzunehmen. «Dazu gehört auch die Feststellung, dass in der saudischen Gesellschaft und Wirtschaft sehr positive Entwicklungen stattfinden, die es zu würdigen gilt», so Wadephul. (dpa)