Salman Rushdie: Der IS ist die «schlimmste Bedrohung unserer Zeit»

Der britische Schriftsteller Salman Rushdie hat die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) als die «schlimmste Bedrohung unserer Zeit» bezeichnet. Rushdie, der wegen seines Buchs «Die satanischen Verse» 1989 vom damaligen iranischen Revolutionsführer Ayatollah Khomeini in einer Fatwa zum Tode verurteilt wurde, sagte dem Magazin «Stern» laut einer Vorabmeldung, die Hauptschuld am Erstarken des IS trage der Westen mit seiner Unterstützung für das saudische Königshaus.

«Es war der Kardinalfehler des Westens, dem saudischen Königshaus die Herrschaft über das Öl zu überlassen», sagte Rushdie. Mit diesem Geld habe Riad den Wahhabismus, eine radikalislamische Strömung, unterstützt. Mit diesen Mitteln seien die Koranschulen finanziert worden, «in denen die Taliban an der Grenze von Pakistan und Afghanistan ausgebildet wurden. Mullahs wurden mit dem Geld der Saudis trainiert, um den sehr strikten Islam in der ganzen Welt zu verbreiten.»

Rushdie, der sich in seinem Werk immer wieder mit dem radikalen Islam und den Gefahren beschäftigte, die von Religionen ausgehen können, forderte Wehrhaftigkeit gegen die islamistischen Extremisten. «Wir müssen uns verteidigen.» Der Autor warnte vor «faulen Kompromissen». «Wenn Sie versuchen, einen Schläger zu besänftigen, wird er Sie nicht weniger, sondern viel härter verprügeln. Die einzige wirksame Methode heißt: Konfrontiere ihn!»

Ferner sieht der britische Schriftsteller die Meinungsfreiheit in Europa in Gefahr. «Wir leben in einer Zeit, in der wir Gefahr laufen, beim Eintreten für die Meinungsfreiheit zurückzufallen», schreibt Rushdie in einem Gastbeitrag für die Tageszeitung «Die Welt» (Donnerstagsausgabe). Deshalb sei es wichtig, «diese Werte gerade jetzt noch einmal zu betonen. Es ist wichtig, dass wir Stellung beziehen. Dass wir standhaft sind. Dass wir sagen: Dies ist die Welt, in der wir leben möchten.»

Rushdie zählt zu den bekanntesten zeitgenössischen Autoren weltweit. Nach der «Fatwa» hatte sich Rushdie zehn Jahre lang verstecken müssen. Auch heute noch erhält er Todesdrohungen.

Mit Blick auf den Terroranschlag gegen die französische Satire-Zeitung «Charlie Hebdo», die Mohammed-Karikaturen veröffentlicht hatte, schreibt Rushdie: «Und um in dieser Welt zu leben, muss es in Ordnung sein, dass es diese Karikaturen gibt. Wir müssen nicht versuchen, uns dafür zu entschuldigen, dass es diese Karikaturen gibt.» Man dürfe auch nicht versuchen, die Attacke auf «Charlie Hebdo» zu entschuldigen, indem man Verständnis für die Angreifer aufbringe. Die Akzeptanz solcher Karikaturen gehöre zu einer offenen Gesellschaft.

Der 68-jährige Schriftsteller unterstützt «Je reste Charlie», die Website und gleichnamige Initiative der Berliner Journalistenschule Axel Springer Akademie. Sie hat den Einsatz für Meinungsfreiheit zum Inhalt. (AFP/epd)