«Reporter ohne Grenzen» kritisiert Festnahme von ARD-Team in Qatar

Die Organisation «Reporter ohne Grenzen» hat sich beunruhigt gezeigt über die kurzzeitige Festnahme eines ARD-Fernsehteams im Golfstaat Qatar. Der Reporter Florian Bauer sowie ein Kameramann, ein Toningenieur und ein Fahrer seien am 27. März bei Recherchen zur Situation der Gastarbeiter auf den Baustellen für die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 festgenommen worden, sagte Geschäftsführer Christian Mihr am Montag (04.05.2015) in Berlin. Anschließend sei das Fernsehteam fünf Tage lang an der Ausreise gehindert worden.

Die beschlagnahmte Ausrüstung habe das Team, das im Auftrag des WDR recherchierte, erst nach mehr als vier Wochen und mit gelöschten Datenträgern zurückbekommen. «Die Regierung in Doha muss sicherstellen, dass ausländische Journalisten ungehindert auch über kritische Themen wie die Menschenrechtslage im Land berichten können», sagte Mihr. «Wer wie Qatar mit sportlichen Großveranstaltungen die internationale Bühne sucht, sollte sich auch einer kritischen Weltöffentlichkeit stellen.»

Bauer hatte bereits 2014 unter anderem für das «Morgenmagazin» der ARD über die Arbeitsbedingungen auf den Baustellen für die Fußball-WM in Qatar berichtet. Laut «Reporter ohne Grenzen» hatte er sich vor seiner jüngsten Recherchereise wochenlang bei verschiedenen Stellen in Qatar vergeblich um Interviews und Drehgenehmigungen bemüht. Ein Grund für die Festnahme sei dem sportpolitischen Reporter und seinen Kollegen nicht mitgeteilt worden, offensichtlich sei ihnen aber das Drehen ohne die vorgeschriebene Genehmigung zur Last gelegt worden. Das Team wurde nach 14 Stunden wieder freigelassen, aber zunächst mit einem Ausreiseverbot belegt.

Im Oktober 2013 war in Qatar schon einmal ein deutscher Fernsehreporter bei Recherchen über die Arbeitsbedingungen ausländischer Wanderarbeiter festgenommen worden. In der Rangliste der Pressefreiheit von «Reporter ohne Grenzen» steht das Emirat auf Platz 115 von 180 Staaten. (epd)

Mehr Informationen bei «Reporter ohne Grenzen»