Religionswissenschaftler Michael Blume: Öffentlichkeit hat verzerrtes Islam-Bild

Der Stuttgarter Religionswissenschaftler Michael Blume sieht in Öffentlichkeit und Medien verzerrte Bilder von Islam und Muslimen in Deutschland. So sei die häufig genannte Zahl von fünf Millionen Muslimen nur das Ergebnis einer "schlampigen Statistik", schreibt der baden-württembergische Beauftragte gegen Antisemitismus in der "Herder Korrespondenz" (September). Statt die tatsächlichen Mitglieder von Moscheegemeinden zu erheben, werde die islamische Religionszugehörigkeit aufgrund von ethnischer Herkunft ermittelt, so Blume.

Faktisch befänden sich die "allermeisten" Menschen muslimischer Herkunft derzeit in einem "stillen Rückzug" aus der religiösen Praxis, so Blume. Der Islam in Deutschland sei nicht "stark", sondern in einer tiefen Krise. Wenn nun, wie von der Bundesregierung geplant, die Islamkonferenz mit neuen Konzepten und Themen neu starten solle, müsse es vorab eine "schonungslose, ehrliche und wissenschaftlich überprüfte" Bestandsaufnahme des Islam in Deutschland geben, so Blume. Fakten müssten den vor allem im Internet kursierenden "Verschwörungsmythen" entgegengesetzt werden, so der Religionswissenschaftler. (KNA)