Prozess um Dresdner Moschee-Attentat: Anklage wirft «Pegida»-Anhänger versuchten Mord vor

Die Tat kurz vor den zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit in Dresden 2016 hat für Schlagzeilen gesorgt: Eine Moschee in der Landeshauptstadt wurde zum Schauplatz eines Attentates. Der mutmaßliche Einzeltäter steht nun vor Gericht.

Mehr als 16 Monate nach dem Attentat auf eine Dresdner Moschee hat am Mittwoch in der sächsischen Landeshauptstadt die juristische Aufarbeitung begonnen. Vor dem Dresdner Landgericht muss sich der 31-jährige Nino K. verantworten. Ihm werden versuchter Mord vorgeworfen sowie das Herbeiführen von Sprengstoffexplosionen und schwere Brandstiftung (AZ: 1 Ks 373 Js 128/16). Oberstaatsanwalt Ricardo Schulz attestierte dem Beschuldigten beim Verlesen der Anklage Islamfeindlichkeit und die «Ablehnung der Flüchtlingspolitik und von Ausländern».

Er habe eine «außerordentliche Ablehnung gegenüber Zuwanderern» sowie gegen Menschen muslimischen Glaubens und er habe «mittelfristig die Vertreibung von Muslimen aus Deutschland» erreichen wollen, sagte Schulz. Der Angeklagte sei zudem ein bekennender Anhänger der islam- und asylfeindlichen «Pegida»-Bewegung. So war der Tatverdächtige bereits vor den Anschlägen als Redner auf einer «Pegida»-Kundgebung aufgetreten.

Nino K. soll im September 2016 vor der Moschee der deutsch-türkischen Gemeinde selbst gebaute Sprengkörper gezündet haben. Zum Zeitpunkt der Explosion befand sich die Familie des Imams im Gebäude. Anschließend soll der Angeklagte auf der Terrasse des Dresdner Kongresszentrums weitere Sprengvorrichtungen gezündet haben. Die Anschläge wenige Tage vor den zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit in Dresden hatten bundesweit Entsetzen ausgelöst.

Bewusst habe Nino K. «die Moschee als Symbol für islamisches Leben in Dresden ausgesucht», sagte Schulz weiter. Die Anschläge seien sorgfältig geplant gewesen. Zudem habe der Angeklagte gewusst, dass sich der Imam, seine Frau und seine beiden Kinder im Moscheegebäude aufhielten. Er habe schwerste und tödliche Verletzungen billigend in Kauf genommen.

Nach dem Einstellen der Zeitschaltuhr an den Sprengkörpern vor der Moschee sei ihm das Schicksal dieser vier Menschen gleichgültig gewesen. Die Wohnung des mutmaßlichen Attentäters befand sich Schulz zufolge nur etwa 450 Meter von der Moschee in Dresden-Cotta entfernt. Die vier Anschlagsopfer blieben körperlich unverletzt.

Der Angeklagte soll Einzeltäter gewesen sein. Die Polizei hatte nach dem Anschlag in seiner Wohnung weitere Sprengkörper sichergestellt. Schulz zufolge ist nicht bekannt, gegen wen und wann diese eingesetzt werden sollten. Ein DNA-Abgleich hatte zur Festnahme des nicht vorbestraften Mannes geführt. Nino K. wurde im Dezember 2016 auf einer Baustelle in Hessen verhaftet, wo er arbeitete. Seither sitzt er in Untersuchungshaft. Beim Prozessauftakt am letzten Mittwoch äußerte er sich nicht.

Ort des Anschlags war die Fatih Camii Moschee in Dresden-Cotta, Treffpunkt der deutsch-türkischen Gemeinde Dresden. Diese konstituierte sich nach 1990 und schloss sich der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion, kurz Ditib, an. Die Ditib steht der türkischen Religionsbehörde Diyanet nahe. Imame des in Deutschland größten Moschee-Verbands werden regelmäßig aus der Türkei entsendet.

Der Prozess wird am kommenden Montag fortgesetzt. Danach sind bis Anfang April noch elf weitere Prozesstermine angesetzt. (epd)