Präsident François Hollande: Frankreich erklärt IS den Krieg

"Abu Nabil und Dschihadi John sind tot": Das Pentagon meldete erfolgreiche Luftschläge gegen berüchtigte Schlüsselfiguren des sogenannten "Islamischen Staats" (IS) mit F-15-Kampfjets beziehungsweise mit Drohnen. Und auch die französische Regierung droht nach den Terroranschlägen von Paris, die IS-Extremisten würden mit aller Macht verfolgt und zur Strecke gebracht. Präsident Francois Hollande und Premierminister Manuel Valls erklärten der Terrorarmee den Krieg.

Premier Valls sagte dem Sender TF1: "Ja, wir sind im Krieg." Frankreich werde handeln, um diesen Feind zu zerstören. "Wir ergreifen daher außergewöhnliche Maßnahmen. Und diesen Krieg werden wir gewinnen", schrieb der Regierungschef auf Twitter.

Die Massaker mit bislang 129 Toten und mehr als 350 Verletzten waren nach ersten Ermittlungen eine minutiös koordinierte Kommandoaktion von Anhängern der IS-Dschihadisten. Erste Spuren weisen auch nach Belgien. Womöglich wollten die Attentäter sogar ein noch größeres Blutbad anrichten. Nach einem Bericht des "Wall Street Journal" könnte auch ein Angriff auf das mit knapp 80.000 Fans besetzte Stadion versucht worden sein, in dem die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gegen Frankreich spielte. Demnach soll mindestens ein Täter ein Ticket für das Spiel gehabt haben, aber von einem Ordner aufgehalten worden sein.

Im Internet war eine zunächst nicht verifizierbare Erklärung aufgetaucht, in der sich der IS zu den Anschlägen von Freitagabend bekennt. Darin hieß es: "Eine treue Gruppe der Armee des Kalifats (...) griff die Hauptstadt der Unzucht und Laster an." Frankreich wird außerdem gedroht: "Dieser Überfall ist nur der erste Tropfen Regen und eine Warnung."

Der Pariser Staatsanwalt François Molins sagte, die Terroristen hätten bei ihren Taten Syrien und Irak erwähnt. In beiden Ländern beherrscht der IS große Gebiete. Frankreich fliegt Angriffe gegen Stellungen der Extremisten. Das Weiße Haus teilte mit, Sicherheitsberater von Präsident Barack Obama sähen nichts, was der französischen Einschätzung widersprechen würde, dass der IS für die Terrorserie verantwortlich sei.

Bei dem etwa eine halbe Stunde andauernden Gemetzel stimmten sich offensichtlich mehrere Gruppen der Extremisten ab. "Wahrscheinlich sind es drei koordinierte Teams von Terroristen, auf die diese Barbareien zurückgehen", hieß es von Seiten der Ermittler. Sieben Terroristen seien umgekommen. Sechs hätten sich selbst in die Luft gesprengt, der siebte wurde erschossen.

Zunächst war von acht getöteten Angreifern die Rede gewesen. Sie benutzten Sturmgewehre des Typs Kalaschnikow. Außerdem hätten sie die absolut gleiche Art von Sprengstoffwesten getragen, sagte Molins - "darauf ausgelegt, ein Maximum an Opfern zu erzeugen durch den eigenen Tod." Allein in der Konzerthalle "Bataclan" richteten sie ein Massaker mit mindestens 80 Toten an.

Der erste der Attentäter wurde als der 29-jährige Omar Ismail Mostefai identifiziert. Der im Süden von Paris geborene Mann sei mehrfach wegen gewöhnlicher Straftaten verurteilt worden und wegen seiner Radikalisierung aufgefallen, erklärte die Staatsanwaltschaft. Sein Vater und ein Bruder wurden am Samstagabend in Gewahrsam genommen, wie die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Ermittlungskreise meldete.

In Belgien wurden bei einer Razzia im Brüsseler Stadtteil Molenbeek mehrere Menschen festgenommen. Einer soll am Freitagabend in der französischen Hauptstadt gewesen sein. Details nannte die Staatsanwaltschaft nicht. Die Pariser Behörden hätten in vier konkreten Fällen um Amtshilfe gebeten. Unter anderem sei es dabei um Informationen zu einem in Belgien angemeldeten Mietwagen gegangen, der in der Nähe des Pariser "Bataclan" gefunden wurde.

Bei einem der Attentäter von Paris wurde ein syrischer Pass gefunden, berichtete die AFP unter Berufung auf Polizeikreise. Nach offiziellen Angaben aus Athen soll er Anfang Oktober als Flüchtling aus der Türkei nach Griechenland gekommen sein. Durch welche anderen Länder er weiterreiste, war nicht bekannt, wie das Athener Ministerium für Bürgerschutz mitteilte. Wie der staatliche griechische Rundfunk (ERT) unter Berufung auf Kreise der Polizei weiter berichtete, könnte auch ein zweiter Mann, der an den Terroranschlägen beteiligt gewesen sein soll, aus der Türkei nach Griechenland in die EU eingereist sein.

Die Anschläge sind die schlimmste Terrorserie in Europa seit mehr als zehn Jahren. Im März 2004 waren bei mehreren Anschlägen auf Züge in Madrid 191 Menschen getötet und annähernd 2000 verletzt worden - auch diese Anschläge gingen auf das Konto islamistischer Terroristen. Die Anschläge von Paris ereigneten sich nur zehn Monate nach dem Attentat auf die Satirezeitung "Charlie Hebdo". (dpa, AFP, Reuters)