Politiker warnen nach Anschlag auf «Charlie Hebdo» vor pauschalem Islam-Urteil

De Maiziere: Islamistischer Terror ist nicht Islam

* Islamische Verbände verurteilen Anschlag

* AfD-Politiker warnen vor Islam

Nach dem Anschlag auf das französische Satire-Magazin "Charlie Hebdo" haben deutsche Politiker vor einer pauschalen Verurteilung des Islams gewarnt. "Der extremistische Islamismus, der islamistische Terrorismus ist etwas ganz anderes als der Islam", erklärte Bundesinnenminister Thomas de Maiziere am Mittwoch. "Und diese Differenzierung ist gerade an einem Tag wie heute dringend geboten." Zudem riefen führende deutsche Politiker dazu auf, Freiheit, Menschenrechte und Meinungsfreiheit zu verteidigen.

Islamische Verbände verurteilten den Anschlag, bei dem drei mutmaßliche Islamisten mindestens zwölf Personen töteten. AfD-Vertreter sehen sich unterdessen mit ihrer Warnung vor einem radikalen Islam bestätigt.

Die Generalsekretäre von SPD und CDU wandten sich gegen eine Pauschalkritik am Islam. "Niemand sollte (...) den Terroranschlag instrumentalisieren, um neuen Hass zu säen", sagte SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi. Aktueller Hintergrund der Warnungen sind Demonstrationen gegen eine angebliche Islamisierung Europas, an der sich etwa in Dresden unter dem Motto "Pegida" auch am Montag Tausende Menschen beteiligt hatten. CDU-Generalsekretär Peter Tauber warnte die Pegida-Organisatoren davor, sich durch den Anschlag bestätigt zu fühlen. Alle, die jetzt im Kontext der Tat Pegida bemühten, "haben schlichtweg das, was das Abendland ausmacht, nicht verstanden", twitterte er.

Auch die rheinland-pfälzische CDU-Vorsitzende Julia Klöckner warnte vor Pauschalisierungen. "Nicht der Islam an sich und gläubige Muslime sind gewalttätig und intolerant, es sind Fundamentalisten, Eiferer und Unaufgeklärte. Für sie kann man kein Verständnis haben."

Anders äußerten sich AfD-Politiker. Der Anschlag zeige, "wie virulent die Gefahr des islamistischen Terrors nach wie vor in Europa und der Mitte unserer Gesellschaft ist", erklärte der stellvertretende Vorsitzende Alexander Gauland. "Vor diesem

Hintergrund erhalten die Forderungen von Pegida besondere Aktualität und Gewicht." Die anderen Parteien sollten sich sehr gut überlegen, ob sie bei ihrer Ablehnung bleiben wollten. Der AfD-Europaabgeordnete Marcus Pretzell äußerte sich ähnlich. In den vergangenen Tagen hatten mehrere AfD-Politiker Sympathie für die Pegida-Bewegung geäußert.

Sowohl der Zentralrat der Muslime als auch der türkisch-islamische Verband Ditib verurteilten den Anschlag. Der Zentralratsvorsitzende Aiman Mazyek sagte der "Rheinischen Post" (Donnerstagausgabe): "Diese Tat ist ein Verrat am islamischen Glauben. Dennoch ist zu befürchten, dass der Terror von Paris den antiislamischen Strömungen in Deutschland Auftrieb gibt." Es sei ein perfider Plan der Terroristen, Zwietracht zu säen und einen Krieg zwischen den Religionen zu provozieren. (Reuters)