Politiker drängen auf Fortschritte bei der Ausbildung von Imamen in Deutschland

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), dringt auf Fortschritte bei der Ausbildung von Imamen in Deutschland. Es sei blauäugig und bequem gewesen, Fragen der religiösen Unterweisung bei Muslimen dem Ausland zu überlassen, sagte Özoguz am Donnerstag im Deutschlandfunk. "Das war der große Fehler der Vergangenheit", sagte Özoguz und ergänzte: "Wir müssen uns endlich selber um die Dinge kümmern."

Zwar gibt es seit einigen Jahren Lehrstühle für islamische Theologie an deutschen Universitäten. Dort werden derzeit aber vorrangig Religionslehrer ausgebildet. Im Bereich der Imam-Ausbildung sind zudem viele Fragen offen, beispielweise nach der Verknüpfung mit den Verbänden sowie nach der Finanzierung der Imame, da die muslimische Gemeinschaft anders als die Kirchen keine Steuer einzieht.

Vor dem Hintergrund der Entwicklungen in der Türkei ist vor allem der Islamverband Ditib in die Kritik geraten, dessen Gemeinden mit Imamen aus der Türkei versorgt werden. Vorwürfe, dass Geistliche im Auftrag der türkischen Regierung in Deutschland gespitzelt haben sollen, ließen Rufe nach einer größeren Unabhängigkeit des Verbands lauter werden.

Auch der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach forderte eine Loslösung der Islam-Verbände in Deutschland vom Ausland. Es müsse eine konsequente Kappung aller ausländischen Einflüsse auf die Arbeit der Gemeinden geben, sagte Bosbach der "Rheinischen Post" am Donnerstag. "Wenn Imame einreisen, um hier zu predigen, dann predigen sie sehr oft an der Lebenswirklichkeit der Gläubigen vorbei", erklärte er. Deshalb müssten Imame in Deutschland ausgebildet werden. Bosbach verwies auch auf das Thema Radikalisierung, bei dem "einige Moscheegemeinden eine unrühmliche Rolle" spielten. Daher müssten konsequent alle "ausländischen Einflüsse auf die Arbeit in den Gemeinden" gekappt werden. "Deshalb halte ich es für richtig, dass Imame in Deutschland ausgebildet werden."

Nordrhein-Westfalens Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) ist offen dafür, dass der Staat muslimische Gemeinden finanziell fördert. "Das müsste in einem Vertrag geregelt werden, den das Land mit den muslimischen Gemeinden schließt", sagte sie in einem Interview am Donnerstag auch mit Blick auf eine finanzielle Unabhängigkeit des deutsch-türkischen Moscheeverbands Ditib von der Türkei. 

"Die Frage der finanziellen Förderung steht an – aber das wird ein Thema für die nächste Legislaturperiode sein", sagte die Politikerin. "Da die Muslime die drittgrößte Bevölkerungsgruppe stellen, wäre es naheliegend, dass man hier Vereinbarungen trifft." Darüber liefen auch in Kommunen Diskussionen – "und zwar von Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern jeder Couleur". Hier gehe es etwa um die soziale Infrastruktur wie Altenheime und andere karitative Einrichtungen.

Zur Anerkennung der Islamverbände als Religionsgemeinschaft sagte die stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin, dass der Prüfprozess noch nicht abgeschlossen sei. Bisher liege nur ein rechtswissenschaftliches Gutachten vor. Zudem werde derzeit ein religionswissenschaftliches Gutachten zu der Frage erstellt. Dieses sei aufgrund der Ereignisse in der Türkei erweitert worden und solle bis zur zweiten Jahreshälfte 2017 vorliegen. "Erst die endgültige Fassung beider Gutachten stellt das Gesamtgutachten dar, das auch veröffentlicht werden soll", so Löhrmann. (epd/KNA)