PEN-Präsident fordert Druck zur Freilassung türkischer Autoren

Die Schriftstellervereinigung PEN hat nach dem türkischen Verfassungsreferendum weiteren internationalen Druck auf die Türkei gefordert, inhaftierte Oppositionelle freizulassen. Unter den Inhaftierten seien auch etwa 150 Autoren und Journalisten, sagte der Präsident des deutschen PEN-Zentrums, Josef Haslinger, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Rund 170 Medien seien seit dem gescheiterten Putschversuch im Juli 2016 geschlossen worden. Bei der Jahrestagung des PEN-Zentrums von Donnerstag bis Sonntag in Dortmund befassen sich die rund 200 teilnehmenden Schriftsteller auch mit der Situation von Autoren und Journalisten in der Türkei.

Zwar seien zuletzt türkische Schriftstellerinnen wie Asli Erdogan und Necmiye Alpay wieder freigelassen worden, sagte Haslinger. Es sei aber zu bedenken, dass auf sie noch ein Prozess mit ungewissem Ausgang warte. Aus diesem Grund sei auch eine Rückkehr für den «Cumhürriyet»-Journalisten Can Dündar in seine Heimat gefährlich, warnte der PEN-Präsident. Er müsse befürchten, verhaftet zu werden.

An die Bürger appellierte Haslinger, Aktionen zu unterstützen, die sich für Meinungsfreiheit und die Wahrung der Grundrechte in der Türkei starkmachen. Bereits im Februar hatten Vertreter des PEN-Zentrums, des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und der Organisation «Reporter ohne Grenzen» mehr als 111.000 Unterschriften für die gemeinsame Petition #FreeWordsTurkey an die Bundesregierung übergeben. «Die Petition, mit der auch ein konsequentes Eintreten für verfolgte Autoren und den inhaftierten Journalisten Deniz Yücel gefordert wird, kann auch weiterhin unterschrieben werden», sagte Haslinger.

Mit Blick auf das Wahlverhalten der Deutsch-Türken bei dem Referendum forderte der österreichische Schriftsteller eine öffentliche Debatte über Integration. «Offensichtlich fühlen sich viele Türken bei uns ausgeschlossen und verstehen Deutschland auch nicht als ihre politische Heimat», sagte Haslinger. «Das ist eine tragische Situation.» So sehr die Meinungsfreiheit berücksichtigt werden müsse, müsse man sich dennoch fragen, warum sich 63 Prozent der abstimmenden Deutsch-Türken für ein System ausgesprochen hätten, das autoritäre Strukturen bestärke, sagte Haslinger, der bei der Jahrestagung in Dortmund sein Amt als PEN-Präsident abgibt.

Das PEN-Zentrum - der Name steht für «Poets, Essayists, Novelists» (Dichter, Essayisten, Schriftsteller) - versteht sich selbst als Anwalt des freien Worts und Stimme verfolgter und unterdrückter Schriftsteller. Das deutsche Zentrum mit Sitz in Darmstadt ist nach eigenen Angaben eine von 140 PEN-Vereinigungen weitweit. (epd)