Palästinenserpräsident Abbas äußert nach Treffen mit Papst Hoffnung auf Friedensprozess

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas ist am Samstag von Papst Franziskus in Privataudienz empfangen worden. Nach Vatikanangaben ging es dabei um eine Neubelebung des Friedensprozesses. Man hoffe auf die Wiederaufnahme direkter Verhandlungen, um ein Ende der Gewalt und eine "gerechte und dauerhafte" Friedenslösung zu erreichen.

Mit Unterstützung der internationalen Gemeinschaft solle es Maßnahmen geben, "die das gegenseitige Vertrauen fördern und zu einem Klima beitragen, das erlaubt, mutige Entscheidungen zugunsten des Friedens zu treffen", hieß es in einer Erklärung des Vatikan. Auf die bevorstehende Nahostkonferenz in Paris ging die Mitteilung nicht ausdrücklich ein. Betont wurde hingegen der Schutz der Heiligen Stätten für Juden, Christen und Muslime.

Abbas erklärte nach der Audienz beim Papst: "Wir trafen uns in einem Augenblick großer Erwartung. Morgen treffen sich mehr als 70 Länder in Paris, um zu erörtern, wie Frieden in unsere Region, das Heilige Land, gebracht werden kann." Er habe mit dem Papst auch über das Thema Jerusalem gesprochen. Ost-Jerusalem, das seit 1967 von Israel besetzt sei, sei die Hauptstadt des Staates Palästina, betonte Abbas. "Wir bekräftigten die Bedeutung der Stadt für die drei monotheistischen Religionen, und unsere Unterstützung für Jerusalem als einer offenen Stadt."

Auf der anderen Seite setze die israelische Regierung ihre Politik fort, Jerusalem in eine ausschließlich jüdisch-israelische Stadt umzuwandeln, so Abbas. Jeglicher Versuch aber, "die illegale israelische Annexion der Stadt zu legitimieren", werde die Perspektiven eines jeden politischen Prozesses zerstören, die Hoffnungen auf eine Zwei-Staaten-Lösung begraben sowie Extremismus in der Region und weltweit befeuern, warnte Abbas.

Die Unterredung mit dem Papst dauerte Medienvertretern zufolge 23 Minuten. Im Vorfeld hieß es, Abbas wolle dem Papst seine Besorgnis über den Plan des designierten US-Präsidenten Donald Trump bekunden, die amerikanische Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen. Laut Abbas könne dies das Ende der Zwei-Staaten-Lösung bedeuten. Nach dem Treffen mit Franziskus erklärte Abbas: "In diesem Moment strecken wir unsere Hand zum gewählten Präsidenten Trump aus für eine Zusammenarbeit, um Frieden auf der Grundlage des internationalen Rechts zu schaffen."

Nach dem Besuch in Vatikan weihte Abbas die palästinensische Botschaft beim Heiligen Stuhl ein, die sich in einem Gebäude gegenüber der Hauptzufahrt des Vatikanstaats befindet. Am Rande der Zeremonie lobte Abbas die Anerkennung der staatlichen Unabhängigkeit Palästinas durch den Vatikan. "Ich hoffe, dass sich andere Staaten ein Beispiel am Heiligen Stuhl nehmen", sagte Abbas.

Die Begegnung zwischen Abbas und Franziskus verlief Beobachtern zufolge herzlich. Beide umarmten sich bei der Verabschiedung. Abbas sprach von einem Signal, "dass der Papst das palästinensische Volk liebt und den Frieden liebt". (KNA)