Orthodoxe Christen in Israel protestieren gegen Landverkäufe

Orthodoxe Christen protestieren gegen den "Ausverkauf" ihrer Kirche. In dem Streit um undurchsichtige Geschäfte spiegelt sich auch der Konflikt der arabischen Gläubigen mit der griechischen Kirchenleitung.

Seit Monaten hält der Unmut der orthodoxen arabischen Christen im Heiligen Land über wenig transparente Landverkäufe durch ihre Kirchenleitung an. Mehrere hundert versammelten sich am Samstagmittag aus verschiedenen Städten Israels zu einer Demonstration in Jerusalem. Bei ihrem Protestzug durch die Altstadt forderten sie den Rücktritt von Patriarch Theophilos III. und die Rückgabe der verkauften Ländereien. Auch Muslime beteiligten sich an der Demonstration, die von israelischen Sicherheitskräften begleitet wurde.

Arabische Christen aus Akko, Haifa, Nazareth, Ibellin, Jaffa und Jerusalem zogen vom Jaffator zum Amtssitz des Patriarchen und machten ihrem Ärger über den schwelenden Immobilienskandal Luft. "Das Land gehört den Gläubigen", "Wir fordern die Rettung der Kirche vor dem korrupten Patriarchen Theophilos" und "Du hast Geld statt Gott gewählt", war in Englisch, Arabisch und Griechisch auf den Transparenten zu lesen. In ihren Sprechchören bezeichneten die Demonstranten das Kirchenoberhaupt als "Schande für die Kirche", "Sklave des Geldes" und "Diktator".

Ihre Botschaft: "Wir stehen heute hier um das zu retten, was von unserer geliebten Kirche und ihrem Land übrig ist, und fordern Patriarch Theophilos III. auf, uns und unsere Kirche zu verlassen und das Patriarchat wieder heilig werden zu lassen."

Organisiert wurde der Protest vom orthodoxen Gemeinderat Akko, "weil es Zeit ist 'Nein' zu sagen", sagte dessen Sekretärin Lubna Elias. Die Christin stört sich nicht nur an den Immobiliengeschäften selbst, sondern auch an der mangelnden Einbeziehung der einheimischen Christen. "Wir hören von den Geschäften, aber weder kommuniziert der Patriarch mit uns noch wissen wir, was mit dem Geld geschieht."

Gerüchte über zu niedrige Preise schüren die Wut zusätzlich. Es könne nicht sein, dass orthodoxe Schulen wegen Geldmangels geschlossen werden müssen, wenn gleichzeitig Millionensummen durch Landverkäufe ins Patriarchat fließen, kritisiert eine Demonstrantin. "Nichts von dem Geld fließt zurück in die Kirche und kommt uns oder unseren Kindern zugute."

"Das Land gehört uns, es darf nicht ohne unsere Einwilligung verkauft werden", sagte der Vorsitzende der "Vereinten Liste" im israelischen Parlament, der arabische Politiker Ayman Odeh, in seiner Rede vor dem Patriarchat. Der Konflikt sei nicht nur ein innerkirchlich-religiöser, sondern von nationaler Bedeutung. Der arabische Politiker hob zwei zentrale Anliegen hervor: "Erstens fordern wir die Annullierung der bereits getätigten Geschäfte. Zweitens wollen wir Teil des Entscheidungsprozesses sein."

Wie bei dem 2005 abgesetzten Vorgänger des amtierenden Patriarchen Theophilos III., Irinaios I., geht es im aktuellen Streit um Land und Geld - und zwar jeweils um viel: Die griechisch-orthodoxe Kirche ist nach der israelischen Landbehörde der größte Grundbesitzer in Jerusalem; viele der Grundstücke befinden sich heute in bester Lage.

Auch wenn Theophilos III. sich bei seinen Gläubigen nachhaltig in Misskredit gebracht hat: Dass sein Stuhl durch die von einer israelischen Wirtschaftszeitschrift Ende Juni aufgedeckten Geschäfte ins Wackeln gerät, darf ob einer jüngsten gemeinsamen Erklärung der Jerusalemer Kirchenführer bezweifelt werden. Darin räumen sie Israel im älteren Immobilienskandal um Irinaios eine hohe Mitschuld ein und werfen dem Staat vor, die christliche Präsenz im Heiligen Land schwächen zu wollen.

Die Wut der Demonstranten zeigt auch, dass der eigentliche Konflikt tiefer sitzt: Die einheimische orthodoxe Kirche ist arabisch, ihre Leitung hingegen fast ausschließlich in griechischer Hand. Dagegen begehren die arabischen Christen zunehmend auf. Die Botschaft eines Transparents in den Händen der Demonstranten lautete: "Die Kolonialisierung ist vorbei, geh nach Hause!" (KNA)