Mutmaßlicher Drahtzieher von Anschlag auf World Trade Center von 1993 gestorben

Der mutmaßliche Drahtzieher des Anschlags auf das New Yorker World Trade Center im Jahr 1993, Scheich Omar Abdel Rahman, ist tot. Der blinde Ägypter starb nach Angaben des US-Justizministeriums am Samstag im Alter von 78 Jahren in einer Haftanstalt im Bundesstaat North Carolina. Er litt demnach schon länger an Diabetes und einer Erkrankung der Herzkrankgefäße.

 Omar Abdel Rahman galt jahrelang als geistlicher Anführer radikaler Islamisten. Er hatte die islamistische Gruppe Gamaa Islamija in Ägypten gegründet und mit einer Fatwa (islamisches Rechtsgutachten) deren Attentat 1981 auf den damaligen Präsidenten Anwar al-Sadat gebilligt.

1990 wanderte Abdel Rahman mit einem Touristenvisum in die USA aus, dort schuf er sich mit Hasspredigten in Moscheen in Brooklyn und New Jersey eine große Anhängerschaft. 1993 wurde Abdel Rahman inhaftiert und zwei Jahre später wegen der Verschwörung zu Anschlägen auf Ziele in New York sowie auf den damaligen ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak zu lebenslanger Haft verurteilt. Ein Ziel der geplanten Terroranschläge in New York soll der Sitz der Vereinten Nationen gewesen sein.

Abdel Rahman wurde auch beschuldigt, den Anschlag auf das World Trade Center geplant zu haben, bei dem 1993 sechs Menschen getötet und rund tausend weitere verletzt worden waren. Im Urteil tauchte der Vorwurf nicht mehr auf, doch hatten die Behörden den Fundamentalistenführer weiter als Hintermann in Verdacht.

Nach seiner Inhaftierung setzten sich radikale Islamisten immer wieder für die Freilassung des blinden Scheichs ein - mitunter auch mit gewaltsamen Methoden: So entführte ein ägyptischer Luftpirat im August 1993 eine niederländische Passagiermaschine nach Düsseldorf, um Abdel Rahman freizupressen. Die Entführung wurde unblutig beendet. Ein Jahr vor den Terroranschlägen vom 11. September 2001 versprach der damalige Al-Qaida-Chef Osama bin Laden öffentlich, Abdel Rahman zu befreien.

Seit 2006 häuften sich die Gesundheitsprobleme  des 1938 als armer Bauernsohn geborenen Diabetikers. 2012 forderte der damalige ägyptische Präsident Mohammed Mursi Abdel Rahmans Überführung nach Ägypten aus humanitären Gründen und schlug zu diesem Zweck einen "Gefangenaustausch" mit den USA vor.

Abdel Rahmans in Ägypten lebender Sohn Mohammed Omar bestätigte unterdessen die Todesnachricht. Die Familie habe die ägyptischen und US-Behörden kontaktiert, damit der Tote nach Ägypten überführt werde, sagte er. (AFP)