Muslimisches Studienwerk Avicenna nimmt 120 weitere Studierende auf

Das muslimische Studienwerk Avicenna in Osnabrück fördert in diesem Jahr 120 weitere islamische Studierende und Promovierende. Sie wurden am Montag in einer Feier der Stiftung Mercator in Essen offiziell willkommen geheißen. Die eine Hälfte von ihnen war bereits zum Sommersemester im April aufgenommen worden, die andere ist seit dem im Oktober begonnenen Wintersemester in der Förderung.

Die Studierenden können nach den Angaben ein einkommensabhängiges Grundstipendium von bis zu 735 Euro im Monat und eine zusätzliche Studienkostenpauschale von 300 Euro erhalten. Promovierende bekommen pro Monat bis zu 1.350 Euro. Alle Stipendiaten erhielten zudem die Möglichkeit, ein Auslandssemester oder Auslandspraktikum zu absolvieren, hieß es.

"Es freut uns, dass wir weiterhin viele aussagekräftige Bewerbungen von Abiturienten, Studierenden und Promovierenden aus den verschiedensten Fachrichtungen erhalten haben", sagte der Vorsitzende des Studienwerks, der Islamwissenschaftler Bülent Ucar. Sie alle zeichneten sich durch Leistungen und ehrenamtliches Engagement aus und wollten die Gesellschaft zukünftig mitgestalten, so der Professor für Islamische Religionspädagogik an der Uni Osnabrück.

Neben überdurchschnittlichen Leistungen zählt bei der Bewerbung auch gesellschaftliches Engagement. Bis 2018 fördert das Bundesbildungsministerium das Studienwerk mit etwa 10 Millionen Euro. Zudem unterstützt die Stiftung Mercator das Werk in der Aufbauphase mit einer Million Euro.

Die Avicenna-Stiftung ist das jüngste von 13 staatlich-anerkannten Begabtenförderungswerken in Deutschland. Es ist nach dem persischen Gelehrten Avicenna (980-1037) benannt. Die Stiftung hatte zum Wintersemester 2014/15 erstmals 65 Stipendien vergeben. Derzeit werden insgesamt 260 Stipendiaten gefördert. Für 2017 ist erneut eine Aufnahme von 120 islamischen Studierenden geplant.

Avicenna ist der lateinische Name des persischen Gelehrten Ibn Sina. Er lebte von 980 bis 1037 und wirkte nach langen Wanderjahren zuletzt hauptsächlich im heute iranischen Isfahan. Sein Lehrbuch "Canon medicinae" galt bis ins 17. Jahrhundert hinein auch an europäischen Universitäten als medizinisches Standardwerk.

Mit seinen zahlreichen philosophischen und naturwissenschaftlichen Abhandlungen avancierte Avicenna zu einem bedeutenden Mittler zwischen Orient und Abendland. Seine Schriften, die ab Mitte des 12. Jahrhunderts über Spanien nach Europa kamen, beeinflussten unter anderem das Denken der mittelalterlichen Kirchenlehrer Albertus Magnus (um 1200-1280) und Thomas von Aquin (um 1225-1274). (KNA) 

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