Muslime setzen Zeichen gegen Terror - Friedensmarsch in Köln

Ein Friedensmarsch von Muslimen in Köln ist deutlich kleiner ausgefallen als erhofft. Wohl auch, weil der Dachverband Ditib die Aktion nicht unterstützen wollte. Eine vergebene Chance?

Mehrere tausend Menschen haben in Köln an einem Friedensmarsch von Muslimen gegen Gewalt und islamistischen Terror teilgenommen. Die Veranstalter hatten auf deutlich mehr Unterstützung gehofft. Diskussionen gab es weiterhin um die Absage des größten Islam-Dachverbands in Deutschland, Ditib.

Der Verband, der der türkischen Religionsbehörde in Ankara untersteht, hatte argumentiert, dass «muslimische Anti-Terror-Demos» die Muslime stigmatisieren würden. «Es ist gut, dass diese Demonstration stattgefunden hat, auch wenn ich mir ein kraftvolleres Zeichen erhofft hätte», sagte Grünen-Chef Cem Özdemir der «Welt».

Nach den Anschlägen von Berlin, Manchester, London und in der islamischen Welt wollten die Initiatoren um die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor ein deutliches Zeichen setzen. «Wir wollen niemanden in unseren Reihen wissen, der im Namen des Islam unschuldige Menschen tötet», sagte Kaddor am Samstag. Die muslimische Zivilgesellschaft dürfe «nicht die Extremisten sprechen lassen». Die Veranstalter schätzten die Zahl der Teilnehmer auf 3.000 bis 3.500. Erwartet hatten sie bis zu 10 000 Menschen. Die Polizei sprach von einem ruhigen Verlauf.

Auf Transparenten war zu lesen: «Muslime sind nicht schuld», oder auch «Hass macht die Erde zur Hölle». Verbände wie der Zentralrat der Muslime oder die Türkische Gemeinde und zahlreiche Politiker hatten parteiübergreifend für die Teilnahme an dem Friedensmarsch geworben.

Die Absage der Ditib stieß in der Politik weiterhin auf Kritik. «Ditib hat hier mit seiner fadenscheinigen Absage eine Chance verpasst, mit anderen gemeinsam ein Statement für ein friedliches Miteinander und gegen islamistischen Terror zu setzen», sagte Özdemir der «Welt».

«Der Verband kann nicht so tun, als gehe ihn das alles nichts an.» Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) schrieb in einem Gastbeitrag für den «Kölner Stadt-Anzeiger» (Samstag): «Der Verband isoliert sich mit seiner Absage immer mehr und darf sich nicht wundern, wenn er so den Gegnern des Islam neue Argumente liefert.» Am 23. Juni soll es auch in Berlin einen Friedensmarsch geben. (dpa)