Menschenrechtsaktivist Rupert Neudeck fordert schnelle politische Initiativen in Syrien

Der Menschenrechtsaktivist Rupert Neudeck hat einen schnellen politischen Vorstoß zur Beendigung des Bürgerkriegs in Syrien gefordert. Sonst müssten Deutschland und Europa auch in diesem Jahr "ein bis zwei Millionen Flüchtlinge" aus dem Land aufnehmen, sagte der Chef der in Syrien aktiven Hilfsorganisation Grünhelme am Mittwoch dem Bayerischen Rundfunk. Der Grünhelme-Chef rief dazu auf, akut den Flüchtlingen zu helfen. In dem Land fehle derzeit vor allem Babynahrung.

Das Schicksal der hungerleidenden Menschen im belagerten Madaja ist zum Symbol für den Schrecken des syrischen Bürgerkriegs geworden: In der Stadt sind nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen weitere 16 Menschen an Unterernährung gestorben. Die Zahl der Hungertoten sei damit seit Anfang Dezember auf mindestens 46 gestiegen.

"Die wirkliche Zahl ist höchstwahrscheinlich höher", teilte die Hilfsorganisation am letzten Samstag der Nachrichtenagentur AFP mit. Ärzte ohne Grenzen lägen Berichte vor, wonach Menschen in ihren Häusern an Hunger sterben.

Die in der Provinz Damaskus gelegene Stadt wird seit einem halben Jahr von Regierungstruppen belagert. Damit die rund 42.000 Einwohner Madaja nicht verlassen, haben die Soldaten von Machthaber Baschar al-Assad rund um die Stadt Minen gelegt.

Im Fokus internationaler Hilfsorganisationen stehen außerdem die ebenfalls von regierungstreuen Truppen belagerte Stadt Sabadani sowie die durch oppositionelle Kämpfer von Versorgungslieferungen abgeschnittenen Städte Fua und Kafraja. Trotz einer im vergangenen September geschlossenen Vereinbarung über die Lieferung von Hilfsgütern wurden Helfer bislang kaum durchgelassen.

Das Auswärtige Amt beobachtet die Lage der Bewohner mit Beunruhigung und nennt die Situation "besorgniserregend". Der von der Assad-Regierung genehmigte Zugang für Helfer nach Madaja stelle bisher nur einen Einzelfall dar, heißt es in einem AFP vorliegenden Schreiben des Staatsministers im Auswärtigen Amt, Michael Roth (SPD), an die Grünen-Abgeordnete Franziska Brantner.

"Zugänge zu anderen belagerten Gebieten werden insbesondere aufgrund der fehlenden Zustimmung des Regimes immer wieder verwehrt", heißt es in dem Brief weiter. "Erzielte Öffnungen sind nicht auf Dauer angelegt, sondern werden zum Teil sogar wieder zurückgenommen." (KNA/AFP)