Menschenrechtler wollen Freiheit für marokkanischen Journalisten Ali Anouzla

Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) fordert die marokkanische Justiz auf, das Verfahren gegen den Journalisten Ali Anouzla sofort einzustellen. «Die Vorwürfe gegen Ali Anouzla wären lächerlich, wenn die drohenden Konsequenzen nicht so gravierend wären», sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr am Dienstag in Berlin. «Dieser Prozess ist auf traurige Weise charakteristisch für die Verfolgung unabhängiger Journalisten in Marokko. Offensichtlich ist den marokkanischen Behörden kein Vorwand zu absurd, um kritische Journalisten zum Schweigen oder zur Selbstzensur zu bringen.»

Anouzla steht danach seit Dienstag in Rabat wegen einer Äußerung in einem Interview mit bild.de vor Gericht. Ihm drohen bis zu fünf Jahren Haft.

Anouzla hatte bild.de im vergangenen November ein ausführliches Interview zur Lage der Journalisten in seiner Heimat gegeben. Anlass war seine Ehrung mit dem von ROG unterstützten «Raif Badawi Award for courageous journalists». In dem Interview nannte er als ein Beispiel für Tabus der Berichterstattung in Marokko «die Situation der Sahara» - also der völkerrechtlich umstrittenen, von Marokko beanspruchten Westsahara. In der deutschen Übersetzung entschied sich bild.de an dieser Stelle für die Formulierung «die Situation der besetzten Westsahara».

Die Staatsanwaltschaft habe aus dieser Äußerung den Vorwurf der «Gefährdung der territorialen Integrität des Königreichs» gegen Anouzla konstruiert. Sie halte daran fest, obwohl bild.de die Übersetzung der fraglichen Interviewpassage inzwischen geändert habe. Marokko steht auf Platz 130 von 180 Staaten auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen. (KNA)

Mehr Informationen finden Sie auf der Webseite von Reporter ohne Grenzen.

Beiträge des Journalisten Ali Anouzla auf Qantara.de finden Sie hier.