Libanons Ministerpräsident Hariri bleibt vorerst im Amt

Saad Hariri bleibt vorerst Ministerpräsident des Libanon. Er komme der Bitte von Staatspräsident Michel Aoun nach, mit seiner Entscheidung über einen Rücktritt bis nach weiteren Gesprächen mit der Regierung zu warten, erklärte Hariri laut der staatlichen libanesischen Nachrichtenagentur "NNA" am Mittwoch in einer Fernsehansprache.

Er habe Präsident Aoun seinen Rücktritt angeboten, komme aber dessen Bitte nach, mit einem derartigen Schritt abzuwarten und so weitere Gespräche über die Hintergründe zu ermöglichen, erklärte Hariri weiter. Zugleich äußerte er die Hoffnung, darin kontroverse Fragen klären zu können. Hariri dankte Aoun in seiner Ansprache für dessen Einsatz für die nationale Einheit. Ferner dankte er den Libanesen für ihre Unterstützung und Wertschätzung.

Erstmals seit seinem am 4. November von Saudi-Arabien aus bekanntgegebenen Rücktritt war Hariri am Dienstagabend nach Beirut zurückgekehrt. Dort nahm er zusammen mit Präsident Aoun und Parlamentssprecher Nabih Berri am Mittwoch an den Feiern zum libanesischen Unabhängigkeitstag teil.

Der Libanon besitzt die vielfältigste religiöse Landschaft im Nahen Osten. 18 Glaubensgemeinschaften sind offiziell anerkannt. Zahlen sind schwer zu bestimmen. Das Zusammenleben ist sensibel. Im libanesischen Bürgerkrieg (1975-1990) verliefen Konfliktlinien zwischen den Glaubensgruppen. Der Nationalpakt von 1943 sieht vor, dass Christen und Muslime auf Sonderbündnisse mit dem Westen beziehungsweise mit arabischen Staaten verzichten. Öffentliche Ämter müssen ausgewogen verteilt werden. Der Staatspräsident ist stets Maronit, der Ministerpräsident Sunnit und der Parlamentspräsident Schiit. (KNA)