Lamya Kaddor: Friedensmarsch war ein Erfolg

Nach Ansicht der Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor war der von ihr mitinitiierte Friedensmarsch am vergangenen Samstag in Köln grundsätzlich ein Erfolg. «Wir konnten mit dieser ersten Demonstration auch einen wichtigen Anstoß geben», sagte Kaddor am Dienstag in Duisburg dem Evangelischen Pressedienst. Von Matthias Klein

«Unser Ziel war es, ein Zeichen zu setzen: Wir Muslime möchten uns an der Zivilgesellschaft in Deutschland beteiligen. Und das ist ja schon deutlich geworden.» Weitere Privatinitiativen planten in mehreren anderen Städten ähnliche Veranstaltungen.

Bei dem Friedensmarsch unter dem Motto «Nicht mit uns - Muslime und Freunde gegen Gewalt und Terror» protestierten am Samstag zahlreiche Menschen gegen islamistischen Terrorismus, Krieg, Diktatur und Extremismus. Zu der Demonstration hatten Kaddor und der muslimische Friedensaktivist Tarek Mohamad aufgerufen. Am Demonstrationszug durch die Stadt beteiligten sich nach Angaben der Veranstalter 3.000 Menschen. Zuvor war mit bis zu 10.000 Teilnehmern gerechnet worden.

Bislang hätten sich Muslime immer wieder beklagt, dass der Islam-Diskurs so häufig von Extrempositionen dominiert werde, sagte Kaddor. «Aber man kann sich doch nicht darüber beschweren und dann nichts tun. Es wäre so einfach gewesen, sich diesem Marsch anzuschließen und Zeichen zu setzen.» Natürlich hätte sie sich gewünscht, dass sich mehr Menschen beteiligen, erläuterte Kaddor. «Aber die Teilnehmerzahl ist aus meiner Sicht letztlich nicht alles entscheidend, denn wir konnten immerhin auch eine bundesweite, teils internationale Debatte anstoßen und dabei ein positives Gesicht des Islams aufzeigen.»

Den Friedensmarsch hatten im Vorfeld etliche Parteien, Verbände und Gewerkschaften sowie Einzelpersonen unterstützt. Die Islamverbände hatten sich unterschiedlich positioniert. Während etwa der Zentralrat der Muslime und die Türkische Gemeinde in Deutschland den Aufruf zum Friedensmarsch teilten, hatten der türkisch-islamische Verband Ditib und der Islamrat der Veranstaltung Absagen erteilt.

«Es ist einmal mehr deutlich geworden, dass es nicht die eine Gruppe der Muslime gibt», sagte Kaddor. «Die Verbandsvorstände, die abgesagt haben, müssen sich nun Fragen stellen lassen. Mit einer Teilnahme an der Demonstration hätten sie ihre und die Reputation der Muslime in Deutschland stärken können - leider haben sie diese Chance ausgeschlagen.»

Sie sei von allen Seiten attackiert worden, von Rechtsextremen ebenso wie von Vertretern aus der muslimischen Community, berichtete Kaddor. «Ich werde nun wieder meine normale Arbeit machen.» Ihr Engagement aber wolle sie fortsetzen: «Ich sehe mich nach wie vor als Brückenbauerin. Diesen Weg werde ich weitergehen.» (epd)