Lage in syrischer Rebellenstadt Duma "katastrophal"

Wegen des Zustroms Tausender Flüchtlinge hat die Stadt Duma in der syrischen Rebellen-Enklave Ost-Ghuta in einem dramatischen Appell die internationale Gemeinschaft um Hilfe gebeten.

Nach mehr als 20 Tagen mit Luftangriffen habe die humanitäre Lage und die Versorgung mit Lebensmitteln ein katastrophales Niveau erreicht, hieß es in einer Erklärung des Stadtrats am Montag. Tausende Familien campierten auf Straßen und in Parks. Keller und Schutzräume seien überfüllt. Unterstützt von Russland und mit massiven Luftangriffen hat die syrische Armee Duma abgeriegelt und etwa die Hälfte der Region Ost-Ghuta von den Rebellen zurückerobert. Sie begründet die Angriffe damit, den Beschuss der benachbarten Hauptstadt Damaskus stoppen zu wollen.

Der Stadtrat Dumas appellierte an die Weltöffentlichkeit, die Zivilisten in der Stadt zu retten. Selbst Beerdigungen auf dem Hauptfriedhof seien wegen der Luftangriffe ausgesetzt. Mindestens 70 Tote hätten in einem Park beigesetzt werden müssen. Einwohner berichteten, Dutzende Menschen seien lebendig unter Trümmern begraben. Wegen der Angriffe könnten Helfer sie nicht retten. Ein Mann in einem schwer beschädigten Schutzraum berichtete: “Es gibt kein Badezimmer, nur eine Toilette für 300 Leute”. Der Raum sei nicht bewohnbar.

Seit Beginn der Regierungsoffensive am 18. Februar sind Hunderte Menschen in Ost-Ghuta ums Leben gekommen. Am Montag meldeten staatliche Medien erneute Luftangriffe auf die Orte Irbeen, Harasta und anderen Wohngebiete.

Trotz der Angriffe hatte am Freitag ein Hilfskonvoi die Frontlinie überquert und Lebensmittel nach Ost-Ghuta gebracht. Ohne solche Hilfslieferungen droht nach Ansicht der Vereinten Nationen eine Hungersnot. Immer wieder werden die Lieferungen von syrischen Regierungskräften behindert. In Ost-Ghuta leben rund 400.000 Menschen. Die Rebellen-Enklave wird seit Jahren von Regierungstruppen belagert. Viele Einwohner hatten sich an Protesten gegen Präsident Bschar al-Assad beteiligt, die sich 2011 zum Bürgerkrieg ausgeweitet hatten. Nach Angaben der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte kamen seit Beginn des Kriegs mehr als 510.000 Menschen ums Leben. 85 Prozent seien von Regierungstruppen und deren Verbündeten getötet worden. Dem Kinderhilfswerk Unicef zufolge sind ein Viertel der zivilen Todesopfer Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Zwei Drittel der Kinder dürften ein nahes Familienmitglied verloren, die Beschädigung des Wohnhauses erlebt haben oder konfliktbedingt verletzt worden sein.

Eine der wichtigsten Rebellengruppen, Dschaisch al-Islam, erklärte, sie habe mit Russland eine Vereinbarung getroffen, um Verletzte aus dem Gebiet in Sicherheit zu bringen. Das russische Militär rettete nach eigenen Angaben 52 Zivilisten. Die Menschen aus dem Ort Mesraba seien in ein provisorisches Flüchtlingslager gebracht worden, teilte das Militär am späten Sonntagabend mit. Dort würden sie medizinisch behandelt. (Reuters)