Kölner Polizeipräsident bedauert Begriff "Nafris" in Twitter-Botschaft

Kölns Polizeipräsident Jürgen Mathies hat die Verwendung des Begriffs "Nafris" für Nordafrikaner in einer Twitter-Botschaft seiner Behörde während des Silvestereinsatzes in Köln bedauert. "Nafri" sei ein polizeiintern verwendeter "Arbeitsbegriff", sagte Mathies am Montag im Westdeutschen Rundfunk. Die öffentliche Verwendung des Begriffs in dem Polizeitweet vom Silvesterabend bedaure er "außerordentlich". "Das muss ich jetzt dem Eifer des Gefechts auch zuschreiben", sagte Mathies.

Zugleich verwahrte sich der Behördenchef aber gegen Rassismusvorwürfe im Zusammenhang mit dem Polizeieinsatz, bei dem Beamte mehrere hundert angeblich aggressiv auftretende Männer meist nordafrikanischer Herkunft teils festgesetzt und Platzverweise ausgesprochen hatten. Den Vorwurf des Rassismus weise er "ausdrücklich zurück", bekräftigte Mathies.

Die Kölner Polizei hatte im Kurzbotschaftendienst Twitter am Silvesterband mitgeteilt: "Am HBF werden derzeit mehrere Hundert Nafris überprüft." Die Abkürzung "Nafri" steht laut Mathies polizeiintern für Nordafrikaner. Über den polizeilichen Begriff wurde nach der Silvestergewalt in Köln vor einem Jahr in regionalen Medien breit berichtet.

Mathies reagierte mit seinen Äußerungen auf Kritik von Grünen-Chefin Simone Peter am Verhalten der Kölner Polizei gegenüber hunderten Menschen nordafrikanischer Herkunft am Silvesterabend. Es stelle sich die Frage "nach der Verhältnis- und Rechtmäßigkeit, wenn insgesamt knapp tausend Personen allein aufgrund ihres Aussehens überprüft und teilweise festgesetzt wurden", hatte Peter der "Rheinischen Post" gesagt.

Als "völlig inakzeptabel" bezeichnete die Grünen-Vorsitzende den Gebrauch von "herabwürdigenden Gruppenbezeichnungen wie 'Nafris'".

Nach eigener Einschätzung hat die Kölner Polizei "durch konsequentes Einschreiten" ähnliche Straftaten wie in der vorhergehenden Silvesternacht verhindert. "Wir hatten Personengruppen, die vergleichbar aggressiv waren", sagte Polizeipräsident Mathies. Erneut seien in der Silvesternacht mehrere hundert junge Nordafrikaner nach Köln gekommen. Der große Unterschied zum Jahr davor sei gewesen, dass die Polizei diesmal konsequent eingeschritten sei.

In der Silvesternacht vor einem Jahr hatte es in Köln und anderen Städten massenhaft sexuelle Übergriffe auf Frauen gegeben. Die Verdächtigen und Verurteilten waren überwiegend Nordafrikaner.

Die Polizei war zum Jahreswechels 2016/17 zunächst mit 1.500 Beamten im Einsatz, forderte noch einmal Verstärkung an, so dass sich die Zahl der Polizisten schließlich auf 1.700 belief. Die Beamten überprüften die Identität von 650 Personen. Dabei habe es sich fast ausschließlich um Nordafrikaner gehandelt, sagte Mathies.

Die Polizei sprach 190 Platzverweise aus und nahm 92 Personen in Gewahrsam. 27 Personen wurden vorläufig festgenommen. Es wurden zehn Sexualdelikte angezeigt, Vergewaltigungen waren nicht darunter.

Mathies verwahrte sich gegen den Vorwurf des "racial profiling", womit ein gezieltes polizeiliches Vorgehen nach ethnischen Gesichtspunkten bezeichnet wird. Es sei um das Verhalten dieser Männer gegangen, betonte er. "Der ganz überwiegende Teil war so, dass mit drohenden Straftaten zu rechnen war", sagte der Polizeipräsident. Dies habe die Polizei verhindert. Im übrigen seien genauso auch Deutsche überprüft worden.

Auch die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) bezeichnete den großen Polizeieinsatz als "erforderlich". Wolfgang Wurm von der Bundespolizei berichtete, dass mindestens 1.000 "fahndungsrelevante Personen" nach Köln gereist seien. Viele von ihnen hätten offenbar im Hauptbahnhof bleiben wollen, was die Polizei aber nicht zugelassen habe. (AFP/dpa)

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