Journalist Ahmed Mansour: Ägypten benutzt deutsche Politiker

Die Bundesregierung als Handlanger des ägyptischen Machthabers Abdel Fattah al-Sisi: Diesen Verdacht hat der arabische Journalist Ahmed Mansour am Dienstag nach seiner Freilassung aus deutschem Justizgewahrsam geäußert. Er gehe davon aus, dass das "tyrannische Regime" von al-Sisi "erfolgreich war, bestimmte Personen in der deutschen Regierung zu benutzen", sagte Mansour in Berlin. Die Bundesregierung will prüfen, ob im Umgang mit Mansur Fehler gemacht wurden.

Auf einer Pressekonferenz in Berlin bezeichnete Mansour seine Festnahme am Flughafen Tegel als "eine manipulierte Sache". Der Starjournalist des in Qatar ansässigen TV-Senders Al-Dschasira stellte dabei einen Zusammenhang zwischen der Festnahme und al-Sisis Berlin-Besuch Anfang Juni her.

Im Februar habe er noch unbehelligt nach Frankfurt und Berlin reisen können, berichtete Mansour. "Diesmal, nach dem Besuch von al-Sisi, wurde ich festgenommen", sagte er. Er frage sich, ob die "ägyptische Diktaturherrschaft" bis nach Deutschland reiche.

Ein Gericht in Ägypten hatte Mansour in Abwesenheit zu 15 Jahren Haft verurteilt. Ägypten unterstellt Mansours Sender eine einseitige Unterstützung der gestürzten Vorgängerregierung, die von den Muslimbrüdern gestellt worden war. Mansour sagte in Berlin, er sehe seine Aufgabe darin, "sich der Diktatur entgegenzustellen".

Belege für eine politische Einflussnahme aus Kairo auf die Bundesregierung lieferte Mansour nicht. Er forderte die anwesenden Journalisten zu weiteren Recherchen über politische Hintergründe auf.

Mansours Anwalt Andreas Wattenberg distanzierte sich auf der Pressekonferenz behutsam von den Verdächtigungen: "Wir haben keine Erkenntnisse gewonnen, dass es eine politische Beeinflussung gegeben hat", sagte er. Als Rechtsanwalt wolle er sich "nicht an Spekulationen beteiligen". Aus juristischer Sicht sei Mansours Festnahme falsch gewesen. "Sie hätte nicht erfolgen dürfen."

Die Bundesregierung bemühte sich nach eigenen Angaben intensiv darum, mögliche Fehler auf deutscher Seite aufzuklären. "Wir sind mit Hochdruck dabei, den Gesamtvorgang aufzuklären", verlautete aus dem Auswärtigen Amt.

Mansour war am vergangenen Samstag in Berlin festgenommen und am Montag auf Anweisung der Berliner Generalstaatsanwaltschaft wieder freigelassen worden. Die ägyptischen Behörden hatten gegen ihn einen Haftbefehl erwirkt, den Interpol zunächst weitergegeben hatte. Später teilte Interpol allerdings den nationalen Behörden auch in Deutschland mit, es betrachte den ägyptischen Haftbefehl als politisch motiviert.

Mansours Anwalt Wattenberg bezeichnete es als unverständlich, warum sein Mandant trotz der Bedenken von Interpol in Deutschland zur Fahndung ausgeschrieben worden sei. Er habe Akteneinsicht beantragt, um mehr darüber zu erfahren, wie die interne Prüfung in der Causa Mansour gelaufen sei: "Unklar ist, in welcher Tiefe die Unterlagen gewichtet wurden und in wie weit das Auswärtige Amt beteiligt war."

Mansour bedankte sich bei allen Politikern und Journalisten, die sich für seine Freilassung eingesetzt hätten. Ausdrücklich bedankte er sich auch beim Berliner Generalstaatsanwalt, der "allen Druckmaßnahmen gegen meine Person" widerstanden und seine Freilassung angeordnet habe. "Ich liebe dieses Land", fügte Mansour hinzu. In den kommenden Wochen werde er erneut nach Deutschland reisen.

Grünen-Chefin Simone Peter forderte eine Aufklärung der Vorgänge um Mansour: "Die Bundesregierung muss sicherstellen, dass die deutsche Justiz nicht als Helfershelfer diktatorischer Regime eingespannt wird." (AFP)

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