Jordaniens König ruft Europa zum Kampf gegen Islamophobie auf

König Abdullah II. von Jordanien hat Europa zum Kampf gegen Islamophobie aufgerufen. Diese Haltung sei ein «Gift», basiere auf falschen Vorstellungen und spiele Extremisten in die Hände, sagte der König am Dienstag vor dem Europaparlament in Straßburg. Die «expansionistische Ideologie» des islamistischen Terrors sei nur zu besiegen, wenn Europa und die Staaten des Nahen Ostens zusammenarbeiteten.

Notwendig sei ein respektvoller Dialog zwischen den Religionen. «Andere anzugreifen und auszuschließen, andere Menschen, ihren Glauben und ihre Überzeugungen zu beleidigen, führt nicht weiter. Die Zukunft liegt in Einigkeit und Respekt, nicht in Spaltung und Vorurteilen», sagte der König.

Empört und betrübt äußerte sich Abdullah II. über Angriffe auf Christen und andere Minderheiten im Nahen Osten. Christen seien «integraler Teil der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft» der Nahostregion. Gewalt gegen sie sei zugleich ein «Angriff gegen die Menschlichkeit wie auch gegen den Islam».

Weiter warnte er vor einem Scheitern des Friedensprozesses zwischen Israelis und Palästinensern. Der Stillstand untergrabe das Vertrauen in das Völkerrecht und die internationale Gemeinschaft und verschaffe den Extremisten Zulauf. Diese nutzten die Ungerechtigkeiten und den anhaltenden Konflikt, um ihre Sache zu rechtfertigen und Kämpfer in Europa und der übrigen Welt anzuwerben.

Er warnte auch vor einem stärkeren Zulauf zu der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat für den Fall eines endgültigen Scheiterns des israelisch-palästinensischen Friedensprozesses gewarnt. Dieser Prozess sei derzeit an einem «toten Punkt» angelangt, sagte der König am Dienstag vor dem Europaparlament in Straßburg. Es gebe immer mehr israelische Siedlungen und immer weniger «Respekt» für die Palästinenser in den besetzten Gebieten. Den Islamisten erleichtere dies die Anwerbung von ausländischen Dschihadisten, sagte Abdullah II. weiter.

Die Islamisten schlachteten den andauernden israelisch-palästinensischen Konflikt aus, um in Europa und der übrigen Welt Glaubenskrieger anzuheuern, warnte der jordanische König. Es müsse aber verhindert werden, dass dieser Konflikt «noch mehr Hass, Gewalt und Terror in der Welt» verbreite. Der König forderte die internationale Gemeinschaft zu einem «Krieg gegen eine expansionistische Ideologie» auf. Dabei gehe es um einen «Krieg gegen Terroristen, welche die Werte des Islam nicht achten». Dieser Krieg müsse «zuerst und vor allem» von den arabischen Nationen geführt werden.

An die europäischen Staaten appellierte der Monarch, den Anstieg der Islamfeindlichkeit einzudämmen. Sie sei ein «Gift», das ebenfalls den Extremisten zugute komme. Jordanien hatte den Kampf gegen den Islamischen Staat verschärft, nachdem eine jordanische Geisel von der Dschihadistenmiliz bei lebendigem Leib verbrannt worden war. (KNA/AFP)