Jemenkonflikt: Forscher sehen staatliche Machtstrukturen schwinden

Mareike Transfeld von der Stiftung Wissenschaft und Politik sieht durch den jahrelangen Bürgerkrieg im Jemen die staatlichen Machtstrukturen schwinden. Was die staatlichen Institutionen angehe, sei der Staat bereits gescheitert, sagte Nahost-Expertin Mareike Transfeld am Donnerstag dem Deutschlandfunk.

Laut Medienberichten hat Saudi-Arabien unter Mitwirkung von Qatar, Kuwait, Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten in der vergangenen Nacht die Stellung der schiitischen Huthi-Milizen in der Hauptstadt Sanaa angegriffen. Transfeld sagte, sie glaube nicht, dass die Rebellen durch die Angriffe der Arabischen Koalition zurückgedrängt werden könnten. Die Amerikaner unterstützen die Koalition: "Sie brauchen dort einen verlässlichen Partner, um weiterhin gegen Al-Qaida kämpfen zu können."

Nach Presseangaben kontrollieren die Rebellen weite Teile des jemenitischen Nordens. Zuletzt hätten die Milizen den Flughafen in der Küstenstadt Aden eingenommen und es sei ein Luftangriff auf den Palast des Präsidenten in Aden gemeldet worden. Derzeit sei unklar, wo sich der amtierende Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi aufhalte.

Unterdessen hat der Iran die von Saudi-Arabien angeführte Militäroffensive im Jemen scharf kritisiert. Außenamtssprecherin Marsieh Afcham sprach am Donnerstag in Teheran von einem "gefährlichen Schritt", der gegen "internationale Verantwortlichkeiten und nationale Souveränität" verstoße. Das militärische Eingreifen werde die Situation im Jemen "weiter verkomplizieren, die Krise ausweiten und Chancen für eine friedliche Lösung der internen Streitigkeiten im Jemen zerstören". Der Iran wird verdächtigt, die schiitische Huthi-Miliz im Konflikt mit dem jemenitischen Abd Rabbo Mansur Hadi zu unterstützen.

Saudi-Arabien und mehrere Verbündete der Region hatten in der Nacht zum Donnerstag militärisch in den Konflikt im Jemen eingegriffen. Nach Angaben des jemenitischen Militärs und von Augenzeugen bombardierten saudiarabische Kampfflugzeuge Stellungen der Huthi-Miliz in der Hauptstadt Sanaa. Die Golfstaaten reagierten mit ihrem Einsatz nach eigenen Angaben auf ein Hilfsgesuch von Präsident Hadi.

Der Konflikt zwischen der jemenitischen Regierung und den schiitischen Huthi-Rebellen hatte sich in den vergangenen Wochen dramatisch zugespitzt. So rückten die Rebellen zuletzt immer weiter auf Aden vor, wohin Hadi Anfang des Jahres geflohen war. Die Rebellen werden mutmaßlich vom Iran sowie von Anhängern des früheren Präsidenten Ali Abdallah Saleh unterstützt. Die Regierung von Hadi erhält Unterstützung von Saudi-Arabien. Die Krise im Jemen drohte damit zuletzt mehr und mehr, zu einem Stellvertreterkonflikt zwischen dem Iran und Saudi-Arabien zu werden.

Verkündet worden war der Militäreinsatz vom saudiarabischen Botschafter in den USA, Adel al-Dschubeir. Er sprach von einer "Koalition von mehr als zehn Ländern", die sich an dem Einsatz beteiligten oder dies planten. Wie die staatliche saudiarabische Nachrichtenagentur SPA berichtete, wollen sich neben Ägypten auch Pakistan, Jordanien, Marokko und der Sudan beteiligen.

Nach Ägypten bestätigte am Donnerstag auch Jordanien, dass es an dem Militäreinsatz teilnehmen will. Wie aus Regierungskreisen in Amman verlautete, sollen damit "die Legitimität, die Stabilität und die Sicherheit des Jemen" unterstützt werden. Pakistan prüft nach eigenen Angaben noch, ob es sich ebenfalls an dem Einsatz beteiligt. Außenamtssprecherin Tasnim Aslam sagte, die Regierung in Islamabad sei von Saudi-Arabien "in diesem Zusammenhang kontaktiert worden". Die Frage werde nun geprüft. (AFP/KNA)