Islamwissenschaftler Bülent Ucar vergleicht AfD mit Salafisten

Der Islamwissenschaftler Bülent Ucar hat die Partei AfD mit radikalen Salafisten verglichen. «Die Rhetorik bestimmter AfD-Politiker wie auch der Salafisten in Deutschland ist sehr ähnlich, ja identisch», sagte Ucar der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Mittwochsausgabe): «Beide gehen davon aus, dass der Islam nicht demokratietauglich ist.»

Nach Ansicht des Leiters des Instituts für Islamische Theologie an der Universität Osnabrück haben die Salafisten in Deutschland nur wenig Unterstützung: «Die Mehrheit der Muslime ist nicht so.» Empirische Studien hätten gezeigt, dass die deutschen Muslime «in ihrer überwältigenden Mehrheit gesetzestreue, konstruktiv denkende und handelnde Bürger dieses Landes» sind.

Salafisten verstehen sich als die einzig wahre Gemeinschaft der Gläubigen, da ihrer Auffassung nach nur sie den Islam so leben, wie Gott ihn vorgeschrieben hat. Daher zählen sie alle nicht-salafistischen Muslime zu den Ungläubigen. Einige Salafisten gelten als gewaltbereit und befürworten den Dschihad, den «Heiligen Krieg», um einen Gottesstaat zu errichten. Salafisten gelten daher als geistige Wegbereiter des islamistischen Terrorismus.

Bei diesen Gruppierungen handle es sich aber um Minderheiten. So hätten die Salafisten in Deutschland nur wenig Unterstützung: «Die Mehrheit der Muslime ist nicht so.» Ucar verwies zur Begründung auf aktuelle empirische Studien: «Die deutschen Muslime sind in ihrer überwältigenden Mehrheit gesetzestreue, konstruktiv denkende und handelnde Bürger dieses Landes.»

Weltweit würden Muslime heutzutage «Opfer von aggressiven, menschenverachtenden Gräueltaten extremistischer Gruppierungen» wie etwa der Taliban oder von Al-Qaida, die im Namen des Islam Gewalttaten begingen.

Führende AfD-Politiker hatten in den letzten Tagen mit Aussagen zum Islam für heftige Debatten gesorgt. Die AfD will den Islam in ihrem ersten Parteiprogramm als verfassungswidrig darstellen. In einem Entwurf für den AfD-Parteitag in zwei Wochen in Stuttgart wird unter anderem ein Verbot von Minaretten, des Muezzinrufs und von Vollverschleierungen gefordert. Vorstandsmitglieder der Partei hatten den Islam als «politische Ideologie» bezeichnet, die mit dem Grundgesetz nicht vereinbar sei.

Politiker und Religionsvertreter hatten diese Aussagen deutlich zurückgewiesen und im Gegenzug der AfD vorgeworfen, den Boden des Grundgesetzes zu verlassen, wenn sie die allgemeine Religionsfreiheit infrage stelle. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, hatte sogar gesagt, erstmals seit Hitler-Deutschland gebe es mit der AfD wieder eine Partei, die eine ganze Religionsgemeinschaft existenziell bedrohe. (epd/KNA)

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