Islamische Pilgerfahrt: Mehr als 1,8 Millionen Muslime versammeln sich auf Berg Arafat

Ein Jahr nach einer tödlichen Massenpanik bei Mekka haben sich zum Höhepunkt der islamischen Pilgerfahrt Hadsch mehr als 1,8 Millionen Muslime am Berg Arafat versammelt. Die ganz in weiß gekleideten Pilger aus aller Welt kamen am Sonntag zum Gebet auf dem felsigen Areal bei Mekka zusammen. Überschattet wird der Hadsch von einem Streit zwischen Saudi-Arabien und dem Iran über die Sicherheitsvorkehrungen nach der Katastrophe vergangenes Jahr.

Ab dem Morgengrauen strömten die Gläubigen zum Berg Arafat östlich von Mekka. Zum ersten Gebet des Tages waren bereits tausende Menschen in der Namira-Moschee in der Nähe des Bergs versammelt. Die Pilger hatten die Nacht in Zelten im Mina-Tal verbracht, nachdem sie am Samstag zum Auftakt der Pilgerfahrt bei sengender Sonne zu Fuß oder in Bussen von Mekka dorthin gepilgert waren.

"Es ist der schönste Moment meines Lebens", sagte der Ägypter Ahmed Salman mit einem strahlenden Lächeln. Der Syrer Jassin Issa sagte, die Pilger seien am Berg Arafat "Gott am nächsten, es ist als ob man erneut auf die Welt kommt". Die Teilnahme an der Pilgerfahrt zur heiligsten Stätte des Islam in Mekka ist für jeden gläubigen Muslim, der gesund ist und es sich leisten kann, ein Mal im Leben Pflicht.

Der Libyer Abdelatti Abu Sajan zeigte sich zuversichtlich, dass nach der Katastrophe vor einem Jahr die nötigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden. Schon zum Freitagsgebet seien Millionen Pilger in die Große Moschee in Mekka gekommen - "und Gott sei Dank lief alles gut". Nach offiziellen Angaben Saudi-Arabiens kamen bei der Katastrophe vergangenes Jahr 769 Menschen ums Leben, ein Untersuchungsbericht wurde aber nicht veröffentlicht.

Nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP starben in Wahrheit etwa 2300 Menschen, darunter mehr als 450 Iraner, als es am 24. September 2015 auf dem Weg zur symbolischen Teufelssteinigung in Mina zu einer Massenpanik kam. Bei dem Ritual, das am Montag beginnt, werfen Pilger Kieselsteine auf drei Säulen, die den Teufel symbolisieren. In diesem Jahr wurden für das Ritual neue Sicherheitsvorkehrungen getroffen.

So wurde das Gelände erweitert und die Zeit für die Steinigung begrenzt. Zudem erhielten Pilger aus dem Ausland ein elektronisch lesbares Armband mit ihren persönlichen Informationen, um im Fall eines Unglücks ihre Identifizierung zu erleichtern. Bereits in den vergangenen Jahren hatte Saudi-Arabien massiv in die Infrastruktur investiert, nachdem es immer wieder zu tödlichen Massenpaniken gekommen war.

Iranische Gläubige sind in diesem Jahr erstmals seit fast drei Jahrzehnten vom Hadsch ausgeschlossen, nachdem es Riad und Teheran nicht gelungen war, in bilateralen Verhandlungen einen Streit über Sicherheit und Logistik beizulegen. Viele Iraner reisten in diesem Jahr stattdessen in die schiitische Pilgerstadt Kerbela im Irak.

Die Beziehungen zwischen dem sunnitischen Saudi-Arabien und dem schiitischen Iran, die seit Jahren um die regionale Vorherrschaft rivalisieren, sind auf einem Tiefpunkt, seitdem Riad im Januar einen schiitischen Geistlichen hinrichten ließ. Nach gewaltsamen Protesten vor der saudischen Botschaft in Teheran brach Riad die diplomatischen Beziehungen ab.

Nach dem Sonnenuntergang am Sonntag kehren die Pilger auf die Ebene Musdalifa zurück, um sich für das Opferfest, Eid al-Adha, und die rituelle Teufelssteinigung in Mina am Montag vorzubereiten. (AFP)

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