Islamexpertin Lale Akgün fordert nach Übergriffen "Null-Toleranz-Strategie"

Die Islamexpertin Lale Akgün sieht im Zusammenhang mit den massiven Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht in Köln auch Moscheevereine mit in der Verantwortung. Deren oftmals sehr konservative Haltung begünstige ein "Macho-Verhalten" und eine pervertierte Moralverstellung auch unter jungen Muslimen, derzufolge Frauen den Kategorien "Madonnen" und "Huren" zugerechnet würden, sagte Akgün am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Düsseldorf. Nach Beobachtungen von Polizisten und Zeugen stammten viele der Täter aus dem "nordafrikanisch-arabischen Raum". Es gibt allerdings noch keine Verdächtigen.

Zu der ersten Gruppe der «Madonnen» zählten höchstens die eigene Mutter und Schwester, zu der zweiten der "Huren" andere Frauen, sagte Akgün. Internetdebatten in türkischer oder arabischer Sprache machten in einem erschreckenden Ausmaß deutlich, dass von vielen jungen Muslimen eine solche Einstellung geteilt werde.

Erschreckt habe sie das Ausmaß der Gewalt und der Übergriffe gegen Frauen in Köln, sagte Akgün, die sich in Publikationen und als ehemalige Leiterin des Landeszentrums für Zuwanderung mit den Themen Migration und Integration befasst. "Eine solche Dreistigkeit und Aggressivität mit der Vermischung aus Überfällen, Diebstählen und sexualisierter Gewalt ist neu."

Die frühere SPD-Politikerin appellierte an Polizei und Politik, eine "Null-Toleranz-Strategie" zu verfolgen. "Jede Frau hat das Recht, nachts allein spazieren zu gehen." So entschieden hierzulande gegen Rechtsextreme vorgegangen werde, so entschieden müsse auch gegen Salafisten oder "islamistische Faschisten" vorgegangen werden, betonte sie. Der Verfassungsschutz müsse auch Moscheevereine und Islamverbände immer wieder kritisch in den Blick nehmen. Und die Politik müsse sich genau überlegen, welche Gesprächspartner sie sich zu Themen wie Islam, Integration und Zuwanderung suche. (epd)

Lesen Sie hierzu auch den Kommentar von Daniel Bax auf Qantara.de