Islam-Papier der rheinischen Kirche: Glauben an den einen Gott

Die katholische Theologin Johanna Rahner begrüßt, dass die islamische Theologie in den vergangenen sieben Jahren an deutschen Universitäten Fuß gefasst hat. «Der Islam gehört an die Universität!», schreibt sie in einem Gastbeitrag für die Wochenzeitung «Die Zeit». Der säkulare Staat müsse der Radikalisierung des Glaubens vorbeugen, indem er wissenschaftlich geschulte Geistliche ausbilde, und er müsse verhindern, dass der Glaube ins Private verdrängt werde.

Außerdem sollte der Staat «alle Religionsgemeinschaften in den gesellschaftlichen Diskurs einbeziehen, nur so werden sie zum Nachdenken über ihre künftige Aufgabe in der Demokratie gezwungen», argumentiert die Tübinger Wissenschaftlerin.

So wie die katholische Theologie, die vor 200 Jahren in die Universität Tübingen integriert wurde, müsse sich heute auch die Islamtheologie den Herausforderungen im universitären Umfeld stellen, fordert Rahner.

Dass dabei auch Vorurteile aufeinanderprallen, veranschauliche die Debatte um die Zentren für Islamische Theologie an deutschen Universitäten: «Die einen fragen: Ist der Islam überhaupt moderne-, pluralitäts- und damit wissenschaftsfähig? Die anderen fürchten: Eine Verwissenschaftlichung des Glaubens relativiert und verwässert ihn!» In Deutschland bieten die Universitäten Tübingen, Frankfurt, Münster, Osnabrück und Erlangen-Nürnberg Islamische Theologie als Studiengang an.

Wie gewinnbringend die Integration der Theologie in den Universitätsbetrieb sein kann, zeige das Beispiel Tübingen. Indem der König die katholische Kirche zum Wintersemester 1817/18 verpflichtete, die Ausbildung der Priester an die staatliche Universität Tübingen zu verlagern, habe er letztlich auf die Selbstreflexion der katholischen Theologie hingewirkt. «Was als staatskirchliche Kontrolle gemeint war, verwandelten die katholischen Theologen von Tübingen in ein neues Programm ihres Theologietreibens: in ein kritisches, konstruktives Gespräch mit Kirche, Staat,  Gesellschaft - aber auch mit den Nachbarwissenschaften an der Universität.» (epd)