Irakische Truppen nehmen Kurden wichtige Ölfelder bei Kirkuk ab

Mit der Einnahme mehrerer Ölfelder bei Kirkuk haben die irakischen Regierungstruppen den Unabhängigkeitsbestrebungen der Kurden im Nordirak einen schweren Dämpfer gegeben. Die irakischen Truppen hissten am Dienstag ihre Nationalflagge auf den Ölfeldern von Bay Hassan und Havana, die der kurdischen Autonomieregion bisher wichtige Einnahmen lieferten. US-Präsident Donald Trump erklärte, in dem Konflikt neutral bleiben zu wollen.

Mit der Einnahme der Ölfelder bei Kirkuk, die zusammen 250.000 Barrel pro Tag produzierten, kontrollieren die irakischen Regierungstruppen nun drei der sechs Ölfelder in der Region. Am Montag hatten sie bereits neben dem Militärflughafen, einem wichtigen Armeestützpunkt und dem Gouverneurssitz von Kirkuk auch das Ölfeld Baba Gargar eingenommen.

"Mit dem Verlust dieser Ölfelder sind die kurdischen Einnahmen durch zwei geteilt", sagte der französische Geograph und Irak-Experte Cyril Roussel. Dies bedeute "das Ende der wirtschaftlichen Autonomie Kurdistans und des Traums von der Unabhängigkeit". Roussel erinnerte daran, dass der Kurdenpräsident Massud Barsani erst seit der Einnahme der Ölfelder von Kirkuk im Juni 2014 von Unabhängigkeit gesprochen habe.

Oberst Ahmed Modhi von der irakischen Bundespolizei sagte, die Rückeroberung der Ölfelder sei gerecht, da es sich um einem "nationalen Schatz" handele, der dem gesamten Land gehöre. Die Einnahmen aus den Ölfeldern flossen seit 2014 trotz der Proteste aus Bagdad an die kurdische Regionalregierung in Erbil.

Die kurdischen Peschmerga hatten die Region Kirkuk im Juni 2014 unter ihre Kontrolle gebracht, nachdem die irakische Armee vor der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) geflohen war. International wurden die Peschmerga für ihre Rolle im Kampf gegen den IS gelobt, doch blieb ihre Kontrolle über Kirkuk und andere Gebiete außerhalb der Autonomieregion umstritten.

Vor drei Wochen stimmten die Kurden in einem kontroversen Referendum für die Unabhängigkeit. In Reaktion darauf starteten die irakische Armee und verbündete schiitische Milizen am Wochenende eine Offensive, um die Peschmerga aus Kirkuk zu verdrängen. Nach ersten Gefechten zogen sich die kurdischen Einheiten zumeist kampflos zurück.

US-Präsident Trump kündigte am Montag an, dass die USA in dem Konflikt neutral bleiben und für keine Seite Partei ergreifen würden. "Wir hatten viele Jahre lang sehr gute Beziehungen zu den Kurden", sagte Trump. "Und wir stehen auch auf der Seite des Irak." Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums rief beide Seiten zum Dialog auf, um den Konflikt zu lösen.

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) drängte alle Parteien zur Einstellung der Kampfhandlungen. "Niemand sollte meinen, es gebe eine militärische Lösung für die innerirakischen Spannungen, die in den letzten Tagen zutage getreten sind", mahnte Gabriel. Der gemeinsame Kampf gegen Dschihadisten müsse "weiter oberste Priorität" haben.

Unterdessen nahmen die Regierungstruppen den Kurden weitere Gebiete im Nordirak ab. Eine schiitische Miliz verdrängte am Dienstag die Peschmerga aus der jesidisch-kurdischen Stadt Sindschar. Die IS-Miliz hatte 2014 dort einige ihrer schlimmsten Gräueltaten verübt. Die folgende Massenflucht ins Sindschar-Gebirge trug mit zur Intervention der USA bei.

Auch in Dschalaula und anderen Städten der Provinz Dijala hissten die Regierungstruppen am Dienstag die irakischen Fahne, wie ein örtlicher Behördenvertreter sagte. Demnach zogen sich die Peschmerga kampflos auf ihre Positionen zurück, die sie vor Juni 2014 gehalten hatten. Der Rückzug der kurdischen Einheiten ist das erklärte Ziel der Zentralregierung.

Wie das Bundesverteidigungsministerium mitteilte, setzte die Bundeswehr wegen des Konflikts ihre Ausbildungsmission für die Peschmerga aus. Die Bundeswehr unterstützt die Kurden seit 2014 im Kampf gegen die IS-Miliz mit Ausbildern und Waffen. In Berlin besteht die Sorge, dass die deutschen Waffen nun gegen die Zentralregierung eingesetzt werden. (AFP)