Immer mehr Zivilisten fliehen aus Mossul - «Verheerende Zustände»

Noch sollen knapp eine halbe Million Menschen im Westen Mossuls eingeschlossen sein. Während viele bei den Kämpfen zwischen irakischer Armee und Terrormiliz IS in Lebensgefahr schweben, steigt die Zahl der Flüchtlinge.

Der Flüchtlingsstrom aus der umkämpften irakischen Großstadt Mossul schwillt an. Ein vor vier Wochen eröffnetes Flüchtlingslager des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) für 30.000 Menschen sei bereits voll, berichtete die Organisation am letzten Freitag in Genf. Sie hat um Mossul gerade ihr zwölftes Lager eröffnet. Es liegt rund 60 Kilometer westlich von Mossul. Dort seien seit Dienstag bereits 500 Menschen angekommen. Die Kapazität liege bei 9.000.

Die Geflüchteten berichteten von verheerenden Zuständen mit heftigen Bombardierungen und schweren Kämpfen. In der Stadt gebe es weder Wasser noch Nahrungsmittel oder Benzin. Viele Menschen müssten mit einer Mahlzeit am Tag, oft nur Brot und Tomatenpaste, auskommen. «Wir rechnen mit weiteren großen Flüchtlingsströmen aus dem Westen der Stadt», sagte UNHCR-Sprecher Andrej Mahecic. Der finanzielle Bedarf zur Versorgung der Menschen in Höhe von 578 Millionen Dollar sei bislang aber erst zu 18 Prozent gedeckt.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) schätzt, dass in Westmossul noch rund 450 000 Menschen eingeschlossen sind. Bis zu 200.000 könnten in den kommenden Wochen noch fliehen.

Mossul ist die letzte Hochburg der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Seit Oktober läuft dort eine Offensive der irakischen Armee mit US-Luftunterstützung. Der Osten der Stadt wurde komplett erobert, aber der Vormarsch der Einheiten im Westen stockt seit Wochen.

Schiitische Milizen starteten am vergangenen Freitag eigenen Angaben zufolge eine Offensive westlich von Mossul nahe der Grenze zu Syrien. Die Operation habe das Ziel, die Region zu sichern und Versorgungsrouten der Dschihadisten abzuschneiden. Den Angaben zufolge wurden dabei zunächst mehrere Dörfer eingenommen und Dutzende IS-Kämpfer getötet. (dpa)