Imam rechnet mit bis zu 160 Moschee-Schließungen in Frankreich

Einer der führenden Imame in Frankreich rechnet mit der Schließung von bis zu 160 Moscheen in den kommenden Monaten wegen Extremismusverdachts. «Zwischen 100 und 160» islamische Gebetsstätten könnten geschlossen werden, weil sie ohne Genehmigung betrieben würden, Hasspredigten gehalten oder innerislamische Hetze betrieben werde, sagte Hassan El Alaoui dem arabischen Sender Al-Jazeera (Donnerstag).

Der Geistliche, der 2005 erster muslimischer Gefängnisseelsorger in Frankreich wurde und für die Ernennungen von Imamen zuständig ist, bezog sich bei seiner Schätzung auf Gespräche mit dem Innenministerium.

Nach Angaben El Alaouis gibt es in Frankreich 2.600 Moscheen. Von den Urhebern der Anschläge vom 13. November distanzierte sich der Imam deutlich: Die Terroristen seien «ein Haufen Diebe und Drogendealer in religiöser Kleidung», sagte er dem Sender. Es gehe nicht um Muslime. Die Vorfälle stellten «eine Sicherheitsfrage für jeden» dar, so der Imam.

Insgesamt wurden wegen mutmaßlicher radikalislamischer Umtriebe nach den Anschlägen von Paris in Frankreich drei Moscheen geschlossen. Innenminister Bernard Cazeneuve sprach am Mittwoch in Paris von «Operationen gegen Prediger des Hasses, selbsternannte Imame". Zwei Moscheen wurden demnach bereits in der vergangenen Woche in der ostfranzösischen Stadt Lyon und in Gennevilliers nahe Paris geschlossen. Eine dritte Moschee sei am Mittwoch im östlich von Paris gelegenen Lagny-sur-Marne geschlossen worden, sagte Cazeneuve. Bei einem großangelegten Polizeieinsatz sei bei den Verantwortlichen der Moschee eine Pistole entdeckt worden.

Die bereits erfolgte Schließung von Moscheen in Lagny-sur-Marne bei Paris sowie in Lyon und Gennevilliers bezeichnete Imam El Alaoui als rechtmäßigen Schritt der Behörden, nachdem dort «illegale Dinge» gefunden worden seien.

Die hinter den drei Moscheen stehenden «pseudo-kulturellen Vereinigungen» würden sehr bald verboten, erklärte Innenminister Cazeneuve. «Solche Maßnahmen der Schließung von Moscheen wegen einer Radikalisierung wurden noch nie zuvor von einer Regierung getroffen.» Möglich wird das Vorgehen durch den nach den Anschlägen vom 13. November mit 130 Toten verhängten Ausnahmezustand.

Der Ausnahmezustand wurde inzwischen bis Ende Februar verlängert und verschärft. Er erlaubt unter anderem Ausgangssperren, nächtliche Wohnungsdurchsuchungen ohne richterlichen Beschluss, Hausarrest für mutmaßliche Gefährder und die Schließung radikalislamischer Moscheen und Gebetsräume. Cazeneuve sagte, seit Inkrafttreten des Ausnahmezustands in der Anschlagsnacht habe es 2235 Durchsuchungen gegeben. Dabei seien 263 Verdächtige festgenommen und 334 Waffen beschlagnahmt worden. Gegen 330 Verdächtige wurde den Angaben zufolge Hausarrest verhängt.  (KNA/AFP)