Grünen-Politiker Omid Nouripour zu aufgeflogenem Soldaten: Bundeswehr hat zu spät überprüft

Im Fall des als Flüchtling getarnten Bundeswehrsoldaten sieht der Grünen-Politiker Omid Nouripour Fehler der Behörden auf vielen Ebenen. Es sei merkwürdig, dass ein solches Doppelleben bei der Bundeswehr nicht auffalle, sagte der Verteidigungsexperte am Freitag im ZDF-«Morgenmagazin». Und es sei umso bedenklicher, dass sich jemand ohne Arabischkenntnisse hinstellen und sagen könne «ich bin Syrer» und alle würden nicken.

Es scheine so, als hätten viele versagt. «Die Bundeswehr hat an vielen Stellen viel zu spät grundsätzlich überprüft», sagte Nouripour. Dort müsse man nun darüber nachdenken, welche Konsequenzen man aus diesem Fall ziehe.

Ein 28-jähriger Bundeswehrsoldat aus Offenbach soll sich aus fremdenfeindlichen Motiven als Flüchtling ausgegeben und einen Anschlag geplant haben. Der Fall dürfte nach a diesem Freitag Thema im Parlamentarischen Kontrollgremium des Bundestags sein.

Nach der Festnahme eines als Flüchtling registrierten und unter Terrorverdacht stehenden Bundeswehrsoldaten harren noch zahlreiche Fragen der Aufklärung.

Der Fall sei rätselhaft, sagte der Wiesbadener Kriminalpsychologe Rudolf Egg. Der Oberleutnant habe mit dem Asylverfahren einen «Riesenaufwand betrieben», konstatierte der Kriminalpsychologe. «Und das ist ja auch riskant», sagte Egg. «Das bleibt eigenartig.»

Der am Mittwoch im unterfränkischen Hammelburg festgenommene 28 Jahre alte Oberleutnant war erstmals vor fast drei Monaten auf dem Flughafen Wien aufgefallen, weil er eine Pistole in einer Toilette vor den Sicherheitskontrollen auf dem Flughafen versteckt hatte. Es bestehe der Verdacht, dass er mit der Waffe eine schwere staatsgefährdende Straftat geplant habe, berichtete die Staatsanwaltschaft in Frankfurt, ohne etwas über mögliche Anschlagsziele sagen zu können.

Den Ermittlungen zufolge hatte sich der Offenbacher Ende Dezember 2015 bei der hessischen Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Gießen unter falschem Namen als syrischer Flüchtling ausgegeben. Die Behörden schöpften dem Anschein nach bei der Registrierung keinen Verdacht. Anschließend erhielt er eine Unterkunft in einem Flüchtlingsheim und bezog als Asylbewerber mit eingeschränktem Schutzstatus neben seinem Sold weiteres Geld unter falschem Namen.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) forderte die nachträgliche Überprüfung von Asylbescheiden. Dies sei aus Sicherheitsgründen nötig, sagte Herrmann der «Welt» (Freitag) und verwies auf Fälle, in denen die Identität der Asylsuchenden nicht eindeutig festgestellt werden konnte. Der jetzt aufgedeckte Fall sei auch «ein makabrer Beleg, dass seit 2015/2016 zeitweise Asylbewerber ohne ernsthafte Prüfung ihrer Identität anerkannt wurden», sagte er.

Die Bundesregierung ist dazu verpflichtet, das Parlamentarische Kontrollgremium umfassend über die allgemeinen Tätigkeiten der Nachrichtendienste und über Vorgänge von besonderer Bedeutung zu unterrichten. Der in Frankreich stationierte Soldat sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Nach Informationen der Zeitungen der Funke Mediengruppe soll der Terrorverdächtige einen Arabisch-Kurs belegt haben und in einer rechtsextremen WhatsApp-Gruppe aktiv gewesen sein. Auch gegen einen 24-jährigen mutmaßlichen Komplizen erging Haftbefehl. (dpa)