Große Moschee von Paris fordert Berufsverbot für radikale Imame

Nach der islamistischen Anschlagsserie in Frankreich haben die Verantwortlichen der Großen Moschee von Paris (GMP) ein Berufsverbot für muslimische Prediger gefordert, deren «Reden sich gegen die Werte der Republik richten.» Zugleich forderten sie am Montag die französischen Behörden auf, mehr muslimische Seelsorger in Gefängnissen einzusetzen, um so die «beunruhigend wachsende Radikalisierung bestimmter Häftlinge» einzudämmen. Derzeit gibt es nach Angaben des Pariser Justizministeriums in den französischen Haftanstalten rund 180 muslimische Seelsorger.

Der Rektor der Großen Moschee von Paris und Präsident des Zentralrats der Muslime in Frankreich (CFCM), Dalil Boubakeur, rief nach eigenen Angaben die muslimischen Vorbeter auf, in das traditionelle Freitagsgebet einen Friedensappell und eine Segnung Frankreichs aufzunehmen. Sein Appell werde von den übrigen muslimischen Vereinigungen in Frankreich geteilt, betonte Boubakeur.

In Frankreich leben zwischen 3,5 und fünf Millionen Muslime, die von mehreren Organisationen vertreten werden, darunter von der Großen Moschee von Paris. Viele Imame in den schätzungsweise 2300 bis 3000 Moscheen und Gebetsräumen des Landes gehören aber keiner dieser Vereinigungen an.

Bei den Anschlägen hatten drei islamistische Attentäter binnen drei Tagen 17 Menschen getötet, darunter acht Mitarbeiter der Satirezeitung «Charlie Hebdo». Deren Zeichner waren wegen der wiederholten Veröffentlichung von Karikaturen des Propheten Mohammed im Visier gewaltbereiter Islamisten. Die Täter wurden am 9. Januar bei zwei Polizei-Einsätzen erschossen.

Unterdessen haben antimuslimische Zwischenfälle in Frankreich zugenommen. Seit den islamistischen Anschlägen hat es im Land 116 antimuslimische Vorfälle gegeben. Dies seien 110 Prozent mehr als im gesamten Monat Januar des vergangenen Jahres, teilte die Beobachtungsstelle für Islamfeindlichkeit des muslimischen Dachverbands CFCM am Montag in Paris mit. Unter den Vorfällen sind demnach 28 Angriffe auf muslimische Gebetshäuser und 88 muslimfeindliche Drohungen. Dies sei «untragbar», erklärte der Präsident der Beobachtungsstelle, Abdallah Zekri, und forderte von den Behörden ein Einschreiten. (AFP)